Es geht immer weiter
Kapitänleutnant Jörg H. ist Teamkapitän der Deutschen Delegation bei den Invictus Games
Von Ralf Wilke
Sein schwerer Unfall habe ihn optimistischer werden lassen, sagt Jörg H., der in gleich drei Sportarten bei den Invictus Games 2023 antritt. Der Offizier blickt positiv in die Zukunft und weiß, dass man alles schaffen kann, wenn man will. Jörg erlitt vor gut zweieinhalb Jahren einen schweren Unfall, der seine Querschnittslähmung zur Folge hatte. Dass er heute wieder dienen kann, verdankt er unter anderem dem Sport.
Sportlich und aktiv war er sein ganzes Leben lang. Als Norddeutscher dem Wasser eng verbunden, schwamm Jörg aktiv und auch erfolgreich. Klar, dass es ihn als Soldat zur Marine zog. Das war 2002 und Jörg diente schließlich beim Marinefliegergeschwader 5 (MFG) in Nordholz unter anderem als Hubschrauberortungsmeister. Eine herausfordernde Tätigkeit, die ihn sechs Mal in internationale Einsätze führte. Dabei war körperliche Fitness stets eine grundlegende Voraussetzung.
So verdankt der Familienvater sein Leben unter anderem auch seiner damals gut austrainierten Rückenmuskulatur. Diese konnte den Leitersturz aus fünf Metern Höhe zumindest etwas abfangen. Dennoch lautete die Diagnose „Querschnittslähmung“, was Jörg aber lernte, als 2. Chance wahrzunehmen und ihn dank seiner Familie, Freunden und Kameraden positiv in die Zukunft blicken ließ.
Der Unfall hat zwar vieles in seinem Leben verändert, aber nicht seine Liebe zum Sport. Und so nimmt Kapitänleutnant H. gleich mehrere Herausforderungen wettkampfmäßig an – er spielt Tischtennis, Rollstuhl-Basketball und schwimmt im September in Düsseldorf auf den Invictus Games 2023.
Begleitet auf ihrem Weg dorthin werden Einsatzgeschädigte oder schwer Erkrankte im Zentrum Sportmedizin der Bundeswehr bei der Gruppe Sporttherapie. Diese leitet Lehrgangsteilnehmende an, sich erreichbare Ziele zu setzen, Schritt für Schritt. Die Maßnahmen in Warendorf reichen von der ärztlichen Versorgung über psychologische Betreuung bis hin zu sportlichen und physiotherapeutischen Therapie-Angeboten, größtenteils im Team mit anderen Kameraden.
Die Invictus Games stehen für sportlichen Wettkampf von Einsatzgeschädigten oder verunfallten Soldatinnen und Soldaten, bei dem weit mehr als nur sportliche Höchstleistungen zählt. Die Spiele betonen den Teamgedanken, die Kraft des Miteinanders von Athleten, Familien und Freunden sowie den Zuschauern. Darüber hinaus beziehen sie auch die Soldatinnen und Soldaten mit ein, die im täglichen Dienst verletzt oder krank wurden und davon eine Einschränkung zurückbehielten. Sie zeigen am Beispiel des sportlichen Wettkampfs, dass Respekt, Wertschätzung und die Kraft des Miteinanders fähig sind, Schmerz, Leid und Ausgrenzung zu bezwingen.
Das wirkt sich auch positiv auf den Dienst aus. Jörg arbeitet weiterhin im MFG 5, wo ihn seine Kameradinnen und Kameraden stets begleitet und betreut haben. Heute als Standardisierer für unbemannte Luftfahrzeuge. Er entwickelt, verwaltet und überwacht die Vorschriften etwa für Drohnen und alles was ferngelenkt fliegt. Ebenso ist er als Ausbilder eingesetzt. Letztlich konnte ihm sein Schicksal die Freude am Soldatenberuf nicht nehmen.
Das als positive Botschaft nach außen zu tragen, ist Jörg ein Anliegen als Team-Kapitän der deutschen Mannschaft. Auch wenn viele Sachen heute schwer sind, so gibt es doch meistens Lösungen betont er und macht so auf die Menschen „hinter“ den Invictus Games aufmerksam. Die Spiele finden statt vom 9. bis zum 16. September und informieren unter Invictus Games über Disziplinen, Teilnehmende und das Programm.
Ein ausführlicher Bericht über die Spiele wird im Check Yn 2024 ab dem 15. November 2023 zu lesen sein.