29.500 Euro für die „Sorgenkinder“

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Flugbereitschaft BMVg beendet ihre 7. Spendenradtour mit einer Rekordsumme

Von Hauke Meier

Für die Strecke von Flensburg nach Köln braucht die Flugbereitschaft normalerweise keine zwei Stunden. Für den guten Zweck darf es jedoch gerne mehr sein. Eine Woche waren Angehörige der Flugbereitschaft Anfang Mai mit dem Fahrrad unterwegs. Keiner von ihnen hatte gedacht, dass sie sich auf Rekordfahrt begeben würden.

Malerisch, märchenhaft, Marine: So lässt sich der Startort an der Marineschule Mürwik am ehesten beschreiben. Umrahmt vom schönen Panorama der Flensburger Förde gingen die 16 Fahrerinnen und Fahrer auf ihre erste 145 Kilometer lange Etappe.

Dabei wirkten die zehrenden 3 Grad Celsius am frühen Morgen zunächst alles andere erwärmend. Doch die Radler der Spendenradtour waren wetterfest und hatten das Ziel fest vor Augen: 800 Kilometer wollten sie in einer Woche zurücklegen und dabei das sehr gute Sammelergebnis des Vorjahres von über 20.000 Euro für die „Aktion Sorgenkinder in Bundeswehrfamilien des BwSW“ übertreffen. Dafür ließ es sich selbst der Inspekteur der Luftwaffe, Generalleutnant Ingo Gerhartz, nicht nehmen, von Flensburg über Kiel zur Marineunteroffizierschule nach Plön selbst in die Pedale zu treten.

Alleine an diesem ersten Tag überreichten die Marineschule Mürwik und die Marineunteroffizierschule in Plön Spenden von jeweils 1.000 Euro. Der erste Schritt war getan. Sechs weitere Etappen mit neun angefahrenen Standorten sollten noch folgen.

Gegenwind formt den Charakter

Bereits am zweiten Tag stand die Königsetappe der Tour an. 180 Kilometer nach dem Start in Plön erreichten die Radfahrer den Marinestützpunkt in Warnemünde. Den gesamten Weg entlang zeigte sich der Wind von seiner besten norddeutschen Seite und peitschte von vorne. Zu keinem anderen Zeitpunkt auf dieser Tour wirkten die Radfahrer so ausgelaugt wie am Ende dieses dreizehnstündigen Ritts. Hauptfeldwebel Andreas als Streckenorganisator war sich dieser kräftezehrenden Etappe vollends bewusst. Er war bei allen sieben Spendenradtouren dabei, plante die Routen aus und kennt jedes Wetter auf dem Fahrrad. Mit Elan und Motivation führte er das Fahrerfeld auf den 180 Kilometern fast durchgehend vorne im Gegenwind bis nach Warnemünde an. Ein Lichtblick auf der Strecke war die wunderschön angelegte Mittagspause im Hafen Wismars. Hier hat das Unterstützungspersonal unter Führung des Verpflegungsmeisters Oberstabsfeldwebel Erik ein wirklich motivierendes Mittagsmahl angerichtet. „Ohne Mampf kein Kampf“ gilt eben auch beim Fahrradfahren.

Am Ende haben sich die Mühen des Fahrerfeldes und des Unterstützungspersonals vollends gelohnt. Am Abend empfing sie Konteradmiral Axel Deertz, Chef des Stabes im Marinekommando in Rostock. Er überreichte die Spenden seiner Dienststelle und des Marinestützpunkts Warnemünde an das sichtlich erschöpfte Fahrerfeld. Gestärkt gingen die Fahrer am nächsten Morgen auf die relativ kurze Etappe nach Laage. Verstärkt wurden sie dabei allerdings von Flottillenadmiral Andreas Mügge, der im Marinekommando die Abteilung Personal, Ausbildung und Organisation führt, und einer Fliegerärztin aus Laage. Der Kommodore des Taktischen Luftwaffengeschwaders 73 "Steinhoff" Oberst Gerd Schnell begrüßte die Fahrer am Kasernentor und überreichte die gesammelten Gelder des Fliegerhorsts. Insgesamt haben die drei angefahrenen Standorte in Mecklenburg-Vorpommern über 1.500 Euro für die „Sorgenkinder“ gespendet. Den nun anstehenden Stehtag hatte sich das Fahrerfeld ebenso wie das Unterstützungspersonal redlich verdient.

Hohe Wahrnehmung adelt den Zweck der Tour

Mit dem Inspekteur der Luftwaffe und zwei Admiralen des Marinekommandos war die Spendenradtour bereits auf ihren ersten drei Etappen hochkarätig besetzt. Diese ranghohe Wahrnehmung durchzog die gesamte Tour des Jahres 2023. Ausdruck dessen war die Berlin-Etappe am vierten Tag.

Mit dem Schirmherrn der Tour, Generalmajor Wolfgang Ohl, ging es im Osten Berlins von Gatow aus auf die Strecke. Für den Schirmherrn war es als Chef des Stabes des dort ansässigen Kommando Luftwaffe ein Heimspiel. Über die Havel fuhren die Fahrer Richtung Stadtmitte, vorbei an der Gedächtniskirche und geradewegs weiter zum Verteidigungsministerium im Bendlerblock.

Verteidigungsminister Boris Pistorius (re.), hier auf dem Foto mit dem Stellv. Bundesvorsitzenden des BwSW, Dr. Jan-Jasper Fast, gab im Berliner Bendlerblock den Startschuss zur 4. Etappe der Spendenradtour der Flugbereitschaft BMVg.

Verteidigungsminister Boris Pistorius (re.), hier auf dem Foto mit dem Stellv. Bundesvorsitzenden des BwSW, Dr. Jan-Jasper Fast, gab im Berliner Bendlerblock den Startschuss zur 4. Etappe der Spendenradtour der Flugbereitschaft BMVg.

Dort empfing sie Bundesminister Boris Pistorius persönlich. Als Schirmherr des Bundeswehr-Sozialwerks schätzte er die Initiative der Flugbereitschaft und fand ebenso respektvolle wie empathische Worte sowohl für die Sportlerinnen und Sportler als auch für die „Aktion Sorgenkinder“: „Wichtig ist es, dass Sie als Sportler auf die Aktion aufmerksam machen. Dafür wünsche ich Ihnen allzeit gute Fahrt, keine Stürze, gutes Wetter und viel Rückenwind.“

Er verabschiedete jeden einzelnen Sportler mit einer gefüllten Trinkflasche des Bundeswehr-Sozialwerks zur Stärkung für die weitere Fahrt. Diese führte noch am selben Tag in die Julius-Leber-Kaserne und im Anschluss schon fast traditionell weiter ins Einsatzführungskommando nahe Potsdam.

Wenn auch der Besuch beim Minister der Höhepunkt war, so blieb der Besuch in der Julius-Leber-Kaserne in ebenso guter Erinnerung. Eine große Delegation empfing die Fahrer mit frischem Obst und einer improvisierten Fahrradwerkstatt. Zugleich übergaben sie über 6.000 Euro von allen Dienststellen am Standort. Es handelte sich dabei um die mit Abstand größte Einzelspende eines Standorts auf dieser Tour. Möglich gemacht hat diese Summe eine Tombola zugunsten der Tour und damit zugunsten der „Aktion Sorgenkinder“.

Mit Rückenwind nach Westen

Tatsächlich sollten sich die abschließenden Wünsche des Ministers für das Fahrerfeld bewahrheiten. Gutes Wetter und viel Rückenwind waren nach den anstrengenden ersten drei Tagen nun Programm. So ging es auf der fünften Etappe vom Süden Berlins bis ins Logistikbataillon 171 in Burg bei Magdeburg. Dank des Rückenwindes fuhren die Radfahrer hier auf einer Strecke von 170 Kilometern mit 28 km/h im Durchschnitt die schnellste jemals gefahrene Etappe einer Spendenradtour der Flugbereitschaft. Dieser Rekordkurs beflügelte die Spendenaktion umso mehr. Auch das Unterstützungspersonal hat an diesem Tag mal wieder dazu beigetragen, dass es so gut laufen kann. So hat Oberstabsfeldwebel Erik mit seinem Team am Breitlingsee seine mobile Kochstation ausgepackt und eine ebenso reichhaltige wie leckere Paella in traumhaftem Ambiente zubereitet.

Die weiteren Unterstützer haben das Gepäck von Berlin nach Magdeburg transportiert und die Unterkunft bereits entsprechend vorbereitet. Sie machen es möglich, dass die Radfahrer wirklich nur fahren, essen und schlafen müssen. Alle anderen Lasten nehmen sie ihnen wortwörtlich ab. Über eine Woche hinweg ist das für alle Beteiligten anstrengend und auslaugend. Hauptfeldwebel Philipp war nun insgesamt bei 6 Touren dabei, kümmerte sich dabei um die Kasse und um die Einkäufe. Er ist einer der Soldaten, die im Hintergrund werkeln, während die Fahrer auf dem Rad sitzen. Ohne ihn und die anderen Unterstützer der Tour wäre diese Spendenaktion einfach nicht möglich.

Das Logistikbataillon wusste diese logistischen Leistungen zu schätzen. Der Spieß des Stabes im Bataillon, Stabsfeldwebel Florian Hennings, empfing die Radfahrer tatsächlich nicht zum ersten Mal und wusste, worauf es ankommt. Gemeinsam mit seinem Team organisierte er die Ankunft und machte es allen Beteiligten der Spendenradtour leicht. Die Spende vom Standort gab es natürlich auch gleich mit.

Endspurt durch den Ruhrpott

Am Folgetag ging es nach einem kurzen Transfer weiter durch den Ruhrpott. Man war auf Rekordfahrt, man spürte förmlich, dass etwas in der Luft lag – und die Zivilberufliche Aus- und Weiterbildungsstelle im Feldjägerregiment 2 in Hilden schien das auch zu spüren. Zumindest der dortige Betreuungsfeldwebel Stabsfeldwebel Dietmar schuf einen Empfang, den es in sieben Jahren Spendenradtour noch nicht gegeben hat. Vom Wagen des Kommandeurs wurden die Fahrer mit Blaulicht vom Kasernentor an zum Ziel begleitet.

Dort empfing sie die Zivilberufliche Aus- und Weiterbildungsstelle zusammen mit dem Ausbildungsmusikkorps. Mit dem Abend war es jedoch nicht genug: Am Morgen kam der Bürgermeister zur Verabschiedung, im Spalier wurden die Fahrer aus der Kaserne geleitet und ein Fanfarenzug des Ausbildungsmusikkorps begleitete sie musikalisch. Es wirkte fast episch.

Nach einigen Bergen rollten die Fahrer am Ende dieser Woche frohen Mutes im Fliegerhorst in Köln-Wahn ein. Fahrer und Unterstützungspersonal waren wieder zu Hause und haben fleißig Spenden mitgebracht.

Bei der Übergabe ans Bundeswehr-Sozialwerk sagte Schirmherr Generalmajor Wolfgang Ohl: „Das Ergebnis wird schwer zu toppen sein.“ Natürlich hoffen wir einerseits, dass er nicht recht behält. Andererseits ist die Einschätzung aber sehr realistisch. Viele Faktoren haben diese Tour zu einem vollen Erfolg gemacht, darunter vor allem das große und beherzte Engagement der einzelnen Standorte als auch die wirklich ausgeprägte Wertschätzung der militärischen Führung.
Über die Spendenradtour des kommenden Jahres kann man daher nur sagen: Sie wird auf jeden Fall stattfinden und einzig ihr Zweck ist das Ziel, denn jeder einzelne Cent hilft!

Der Bundesvorsitzende des Bundeswehr-Sozialwerks, Bernd Krämer, nahm freudestrahlend den symbolischen Spendenscheck über 29.500 Euro in Empfang. In seiner Dankesrede zeigte er sich nicht nur beeindruckt von dem außergewöhnlichen Engagement der Angehörigen der Flugbereitschaft, für die er nur lobende Worte fand: „Insbesondere auch die hochkarätige Teilnahme von Generalität und Admiralität an dieser Spendenradtour sowie die persönliche Wahrnehmung durch unseren Minister und Schirmherrn des Bundeswehr-Sozialwerkes zeigt die herausragende Wertschätzung für unsere Sorgenkinder in Bundeswehrfamilien“.

Beeindruckend auch sein Respekt vor dem Objekt der Begierde, dem prall gefüllten Spendensack der Flugbereitschaft, der ihm wie seinem Vorgänger im letzten Jahr viel Kraft abverlangte.