„Wheels of Friendship“ am Ziel
Gelebte Deutsch-Französische Freundschaft bei Spendenradtour
Von Björn F. und BwSW
Und wieder ist eine phantastische Spendenradtour mit einem traumhaften Ergebnis zu Ende gegangen. Nach 1.722 km, 10.531 Höhenmetern und „84 Bananen“ sind am 2. November 2023 vier Schüler der französischen Marineoffizierschule (Ecole Navale) mit ihren Fahrrädern an der Marineschule Mürwik in Flensburg angekommen.
Vier Länder wurden auf den facettenreichen Etappen passiert: Frankreich, Belgien, die Niederlande und Deutschland.
Der Startschuss fiel am 22. Oktober 2023 für Leutnant zur See Björn F. (23), deutscher Marineoffizier und Teilnehmer am deutsch-französischen Ausbildungsaustausch, sowie Aspirant Charles (23), Hubert (22) und Théo (21), allesamt Offizieranwärter an der französischen Marineoffizierschule im bretonischen Lanvéoc.
Ihr Projekt
Doch was waren ihre Beweggründe, solche Strapazen auf sich zu nehmen? Da war zum einen das 60-jährige Bestehen des Élysée-Vertrags, der 1963 in Paris im Élysée-Palast vom französischen Präsidenten Charles de Gaulle und dem deutschen Bundeskanzler Konrad Adenauer zwischen Frankreich und Deutschland unterzeichnet wurde. Dieser Vertrag markierte einen wichtigen Wendepunkt in den Beziehungen zwischen den beiden Ländern und beendete mit dem Ziel eines vereinten und friedlichen Europas eine jahrhundertealte Rivalität. Darüber hinaus ist er zu einem Symbol für die deutsch-französische Aussöhnung und Freundschaft geworden. Er legte den Grundstein für eine starke und enge Beziehung zwischen Frankreich und Deutschland
Zum anderen wurde der 30. Jahrestag des deutsch-französischen Austauschs zwischen französischen und deutschen Marineoffizierschülern gefeiert. Jedes Jahr wird zwei deutschen und zwei französischen Schülern die Möglichkeit geboten, fünf Jahre lang von der Nachbarnation ausgebildet zu werden. Dieser Austausch ermöglicht es ihnen, die Kultur, die Bräuche und die Marinen des jeweils anderen Landes kennenzulernen und stärkt die Beziehungen zwischen den beiden Armeen.
Doch abseits der vielen Feierlichkeiten wollten sie noch etwas Besonderes leisten: „Wheels of Friendship“, eine Spendenradtour von der französischen Marineoffizierschule im bretonischen Lanvéoc zur deutschen Marineschule Mürwik in Flensburg. Die Tour sollte symbolisch beide Länder und den gemeinsamen Willen verbinden, den Weg der Freundschaft weiterzugehen. Während dieser Reise wollten sie bei verschiedenen Aufenthalten an historischen und von bilateraler oder europäischer Verbundenheit geprägten Orten den aktuellen Zustand der Beziehung konstatieren und vertiefen. Vor und während der Tour sammelten sie Spenden für zwei wohltätige Organisationen: für das „Bundeswehr-Sozialwerk (BwSW)“ und die „Entraide Marine – Adosm“, eine Selbsthilfeeinrichtung der französischen Marine.
Das Abenteuer beginnt
Unter dem Applaus von Vorgesetzten, Kameraden, Freunden und Familien ging es bei bestem Wetter los, das leider nicht von Dauer war. Einige Etappen in Frankreich wurden zu einer richtig nassen Angelegenheit, doch aufgeben kam für die vier Kameraden nicht infrage. Auch Reifenplatzer konnten die Gruppe nicht aufhalten.
So ging es dann vom ersten Etappenziel Guingamp weiter über Avranches, Dives-sur-Mer, Dieppe und Bethune nach Lille. Zeitweise gesellten sich auf einigen Etappen auch deutsche und französische Kameraden dazu. Nach sieben Tagen dann ein Novum für das Team - zwei Grenzüberschreitungen an einem Tag: Frankreich-Belgien und Belgien-Niederlande.
In den Niederlanden fuhr das Team nach einer Übernachtung in Tilburg weiter nach Eibergen zum Deutschen Anteil 1. Kompanie Fernmeldebataillon des I. Deutsch-Niederländischen Corps.
Dort wurden die „Wheels of Friendship“ herzlich willkommen geheißen und hatten die Möglichkeit, ihr Projekt vorzustellen und Spenden für die gute Sache zu sammeln.
Mit den letzten Energiereserven ins Ziel
Am nächsten Tag stand die „Monster-Etappe“ der Tour an: 225 km bis nach Wilhelmshaven, wo das Team am Abend vom Standortältesten Fregattenkapitän Rolf H. und einer Delegation empfangen wurde. Auch hier durfte es sich über eine Spende freuen. Nach einem Besuch der Korvette „Magdeburg“ führte die 10. Etappe die Radler am nächsten Morgen weiter nach Nordholz.
Die dort stationierten Marineflieger boten nach einer Spendenübergabe eine kleine Aufwärmrunde von 10 km um das Rollfeld an, zu der die „Wheels of Friendship“ natürlich nicht nein sagten.
Am Feiertag, dem 1. November 2023, erreichte die Gruppe am Abend ihr Ziel bei der Einsatzflottille 1 in Kiel. Nur einen Tag später die Schlussetappe zur Marineschule Mürwik in Flensburg. Auf den letzten mehr als 120 Kilometern machte sich diese kräftezehrende Tour - immerhin hatte das Team schon rund 1.600 km hinter sich - bemerkbar: die Beine wurden schwerer und schwerer. Doch in Begleitung von Leutnant zur See Moritz und einer guten Tasse heißen Tees im Marinestützpunkt Eckernförde mobilisierten die vier Marinesoldaten ihre letzten Energiereserven, um diese letzte Etappe erfolgreich zu beenden.
Merci beaucoup!
In der Aula der Schule präsentierten am nächsten Morgen „Wheels of Friendship“ ihr Projekt den Soldatinnen und Soldaten, unter anderem dem Bereichsvorsitzenden Nord des BwSW, Stabskapitänleutnant a.D. Hermann Kaufhold. Leutnant zur See Björn F. und seine drei französischen Kameraden überreichten ihm anschließend den hälftigen Spendenerlös über 1.522,34 Euro in Form eines symbolischen Spendenschecks. Die andere Hälfte kommt der Entraide Marine – ADOSM, der Selbsthilfeeinrichtung der französischen Marine zugute. Das Bundeswehr-Sozialwerk bedankt sich ganz herzlich für diese außergewöhnliche Spendenaktion und wünscht dem Team für die Zukunft alles Gute und viel Erfolg auf ihrem beruflichen Weg.
Auch die „Wheels of Friendship“ bedankten sich ganz herzlich bei allen Unterstützenden und Spendenden. Ein besonderer Dank galt allen Städten und Stützpunkten, die sie willkommen hießen sowie Fregattenkapitän Pascal S., der als deutscher Austauschoffizier an der Ecole Navale das gesamte Projekt begleitet hat. Darüber hinaus dankten sie dem Deutsch-Französischen Bürgerfonds und allen anderen Sponsoren, die durch ihre Finanzierung die Realisierung des Projekts ermöglicht haben. Merci beaucoup!