Mit Leib und Seele Betreuerin

11. August 2023 Bereich Nord Bereich Ost Bereich Süd Bereich West

Ute Zielberg über ihre Beweggründe, Freizeiten für Menschen mit Beeinträchtigungen zu betreuen

Von BwSW

Ehrenamtlich für das Bundeswehr-Sozialwerk (BwSW) e.V. tätig sein? Kein Problem! Der gemeinnützige Verein kann hier mit vielfältigen Möglichkeiten aufwarten: Zum Beispiel als Regional- oder Betreuungsstellenleitende - sie sind DIE Ansprechpersonen für das BwSW vor Ort. Andere Ehrenamtliche betreuen Freizeiten von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen oder engagieren sich als Reisebegleitung von Aktiv- und Themenreisen oder Reisen 55+. Wieder andere Unterstützende des Vereins organisieren Veranstaltungen, mit denen Spenden für die „Aktion Sorgenkinder in Bundeswehrfamilien des BwSW“ gesammelt werden. Ob Gästebiwak, Bücherbasar, Wohltätigkeitskonzert oder Motorradtour - die Benefizveranstaltungen können nur gelingen, wenn engagierte, motivierte Menschen dahinterstehen.

Eine ganz besondere „Spezies“ sticht allerdings aus dieser rund 2.500 Personen fassenden ehrenamtlichen Gemeinschaft hervor: die Betreuerinnen und Betreuer der Freizeiten für Menschen mit Beeinträchtigungen.
Ute Zielberg ist eine von ihnen. Mit Leib und Seele verkörpert „dat uTe“, wie sie liebevoll von vielen genannt wird, seit mehr als 30 Jahren die typischen Eigenschaften, die eine Betreuungsperson ausmachen: Verantwortungsbewusstsein, Teamplayerfähigkeit und soziales Engagement. Mit ihr sprachen wir vor Kurzem über ihre Beweggründe.

Frau Zielberg, Sie sind schon über 30 Jahre ehrenamtlich für das Bundeswehr-Sozialwerk tätig. Was hat Sie motiviert und warum gerade für das BwSW?

Ich konnte mich von Anfang an sehr gut mit den Zielen und der Struktur des Sozialwerks identifizieren - sonst hätte ich nicht bis zum heutigen Tage mehr als 40 Freizeiten betreut. 1990 begleitete ich zum ersten Mal eine Freizeit für Menschen mit Beeinträchtigungen für 8 – 29-jährige in Bad Münstereifel. Danach stand für mich fest: das ist mein Ehrenamt! Bis zu diesem Zeitpunkt habe ich mehrere Jahre Kinderfreizeiten auf Borkum und in Scharbeutz betreut, was eine schöne Tätigkeit war. Aber mein Herz schlägt für die Freizeiten für Menschen mit Beeinträchtigungen.

Mein Herzenswunsch war und ist es, den Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen eine unbeschwerte Zeit zu bereiten und die Eltern zu entlasten. So können sie auch mal eine Reise mit den nicht beeinträchtigten Geschwistern unternehmen oder einfach nur mal durchschlafen oder ausspannen, wie mir viele Eltern berichteten.

Ein besonderes Anliegen war mir dabei auch Erholung für beeinträchtige Menschen Ü 30 anzubieten. Mit Genehmigung des ehemaligen Bundesgeschäftsführers wurden von mir diese Freizeiten 2010 ins Leben gerufen. Aus Erfahrung wusste ich, dass die Freizeit mit Jüngeren nicht die gewünschte Erholung für alle bringt. Mit der Aufsplittung konnten so Freizeiten geschaffen werden, die die unterschiedlichen Interessen der Teilnehmenden berücksichtigen. Mittlerweile gibt es sogar eine zweite solche Freizeit, bei der ich die Leitung und Betreuung übernehme.

Seit vier Jahren gibt es neben den bereits erwähnten Freizeiten eine „Miteinander“-Freizeit. Hier können Familien zusammen mit ihrem beeinträchtigten Kind eine erholsame Zeit verbringen. Eine Woche raus aus dem stressigen Alltag. Im Kreise gleicher Familiensituationen werden Lösungsansätze für Entlastung, Loslassen und Zukunftsperspektiven geboten. Während dieser Workshops verbringen die Kinder viel gemeinsame Zeit mit erlebnisreichen Aktivitäten und Ausflügen unter Aufsicht von geschulten Betreuenden.

Rückblickend kann ich sagen, dass ich in all den Jahren wunderbare Freizeitteams hatte, mit denen ich auch heute noch freundschaftlich verbunden bin. Hier und da wurden sogar Ehen geschlossen - nicht nur unter Betreuenden, auch unter den Teilnehmenden. Wenn man sich dann mal wieder trifft, gibt es immer ein großes Hallo.

Sie waren viele Jahre hauptamtlich in der Bereichsgeschäftsführung West tätig. Dort fielen unter anderem die Planung und Organisation der Freizeiten für Menschen mit Beeinträchtigungen in Ihr Aufgabengebiet. Können Sie uns kurz erklären, worauf es dabei besonders ankommt?

Mein Aufgabengebiet in der Bereichsgeschäftsführung West war sehr umfangreich. Ich war unter anderem mit der Regionalstellenbetreuung betraut, die mir viele Türen in den Dienststellen bezüglich der Freizeiten für Menschen mit Beeinträchtigungen öffnete: So konnten Betreuende oder Unterstützende im Transportwesen geworben werden und bei Besuchen von Dienststellen wie der Diensthundeschule Ulmen oder dem Fliegerhorst Nörvenich sowie bei verschiedenen Festen zugunsten der „Sorgenkinder“ die Werbetrommel gerührt werden. Daraus ist ein tolles Netzwerk entstanden.
Darüber hinaus baute sich über die Jahre ein Vertrauensverhältnis zu vielen Angehörigen unserer Teilnehmenden und Betreuenden auf, was seinesgleichen sucht. Ganz nebenbei konnte ich auch meinen Teil dazu beitragen, dass einigen eine Wiedereingliederung ins „normale“ Leben gelang.

Ich habe wirklich sehr gerne haupt- und ehrenamtlich für das Bundeswehr-Sozialwerk gearbeitet und ich bin froh, dass ich aufgrund meiner Gesundheit wieder in der Lage bin, in den Ü 30 Freizeiten mein „Unwesen“ zu treiben.

Was waren Ihre größten Herausforderungen bei diesen doch sehr „speziellen“ Freizeiten?

Herausfordernd waren die Teilnehmenden, die eine ganz besondere Betreuung benötigten. Und hier hat uns die Corona-Pandemie gezeigt, dass aufgrund des Pflegekräftemangels auch weniger „Fachbetreuende“ zur Verfügung standen. An dieser Situation hat sich bis heute nichts geändert. Somit können wir Teilnehmende mit speziellen Anforderungen nur noch im Rahmen einer ganz persönlichen Assistenz betreuen - wenn überhaupt.
Die gut geschulten Betreuungsteams geben wirklich ihr Bestes, um den Teilnehmenden eine besondere Reise zu „zaubern“ und es werden immer viele Tränen bei der Verabschiedung am Ende der Freizeit vergossen.

Mittlerweile sind Sie im wohlverdienten Ruhestand, aber immer noch ehrenamtlich für das BwSW tätig.

Ich bin mittlerweile seit einem Jahr im Ruhestand, was zur Folge hat, dass ich in diesem Jahr für vier Freizeiten für Menschen mit Beeinträchtigungen eingeplant bin: Rügen Ü 30 (2.0), Springer in Meschede, „Miteinander“-Freizeit und Ü 30 in Oberwiesental – dies ist einfach mein Lebenselixier. Solange es meine Gesundheit zulässt, möchte ich diese Freizeiten weiter begleiten und organisieren. Teamgeist, ein tolles Betreuungsteam, das mit mir durch dick und dünn geht, und die Teilnehmenden machen es leicht, dabei zu bleiben.

Einmal Sozialwerker, immer Sozialwerker!