Mit dem Rad von der Hardthöhe zum Bendlerblock

23. Oktober 2023 Bereich Nord Bereich Ost Bereich Süd Bereich West Sonstige Gelegenheiten Berichte Spendenaktionen

Spendenradtour für den guten Zweck

Von Markus Weber

640 km mit 6.051 Höhenmetern in 28 Stunden reiner Fahrzeit, einer Gesamtreisezeit von 32,5 Stunden und einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 22,8 km/h – dies sind die bloßen Zahlen der „Bonn-Berlin-Challenge“, die Richard K. am 14. und 15. Oktober mit seinem Rennrad erfolgreich schaffte. Doch dahinter steckt erheblich mehr – wir sprachen mit ihm darüber.

Herr K., wie kamen Sie auf die Idee der „Bonn-Berlin Challenge“?

Ich bin schon lange ein leidenschaftlicher Radfahrer, der gerne Touren unternimmt. Daneben gehe ich aber auch gerne Laufen. Bei meiner Dienststelle in St. Augustin – der Abteilung V Zivile Personalführung des Bundesamtes für das Personalmanagement in der Bundeswehr – gibt es eine hoch motivierte Lauftruppe. Dort habe ich Anfang des Jahres vom Lauf „Great 10K Berlin“ gehört, der am 15. Oktober in Berlin stattfinden sollte. Ich habe mir gedacht, zu dem Lauf könnte ich von Bonn aus ja auch mit dem Fahrrad hinfahren. 

Aufgrund der sportlichen Herausforderung der Strecke hielt ich die Fahrt für geeignet, ein gewisses öffentliches Interesse hervorzurufen. Dieses Potential wollte ich zugunsten eines sozialen Zwecks nutzbar machen. Zugleich wollte ich mich als Beamter und damit ziviler Angehöriger der Bundeswehr klar für meinen Dienstherrn positionieren.

Mit der „Aktion Sorgenkinder in Bundeswehrfamilien des BwSW“ war für mich als Vater eines zweijährigen Sohnes schnell ein sozialer Zweck gefunden, mit dem ich mich vollends identifizieren konnte. Und mit den Dienstsitzen des Verteidigungsministeriums in Bonn – der Hardthöhe – und Berlin – dem Bendlerblock – waren auch Start und Ziel der Fahrt schnell gefunden.

Damit das Ganze aber auch wirklich herausfordernd, also eine „Challenge“ sein würde, mussten noch ein paar Höhenmeter her: So kamen die Ruhr-Quelle in Winterberg sowie der Gipfel des Brockens als Zwischenziele der „Challenge“ hinzu. So habe ich fünf Bedingungen für die Bonn-Berlin Challenge formuliert, die nachweisbar erfüllt werden mussten:

1. Gestartet wird am Haupttor des Dienstsitzes des Verteidigungsministeriums in Bonn auf der Hardthöhe (Fontainengraben 150, 53123 Bonn).

2. Ich muss meine Hände in das Wasser der Ruhrquelle halten (Rothaarsteig, Haarfelder Str. 101, 59955 Winterberg).

3. Ich muss den Gipfelstein des Brockens mit den Händen berühren (Brocken, 38879 Wernigerode).

4. Beendet wird die „Challenge“ am Haupttor des Dienstsitzes des Verteidigungsministeriums in Berlin im Bendlerblock (Stauffenbergstraße 18, 10785 Berlin).

5. Die Strecke ist am Stück, ohne fremde Hilfe und auf dem Fahrrad zu bewältigen.

Diese Regeln machten das Vorhaben für mich planbar. Zugleich machen die Regeln das Vorhaben auch für mögliche Nachahmer interessant. Ich würde mich freuen, wenn sie andere dazu motivieren würden, die „Bonn-Berlin Challenge“ ebenfalls zu absolvieren!

Wie haben Sie sich auf die Challenge vorbereitet?

Neben der Streckenplanung kam es natürlich darauf an, mich körperlich und mental vorzubereiten. Ich habe fast ein Jahr darauf hingearbeitet und wurde dabei von meiner Familie super unterstützt – besonders ohne den permanenten Rückhalt meiner Frau wäre das nie möglich gewesen!

Sie hat häufig auf unseren kleinen Sohn aufgepasst, damit ich trainieren konnte. Auch haben wir sogar den Urlaub und Besuche bei der Familie zur Vorbereitung genutzt: So ist auf dem Hinweg meine Frau mit Sohn mit dem Auto, ich mit dem Rad gefahren, zurück ging es mit dem Fahrrad auf dem Dachgepäckträger. So wurde ich immer sicherer darin, immer längere Strecken zu fahren und fühlte mich daher immer besser auf die Challenge vorbereitet.

Zudem habe ich die „Everest-Challenge“ absolviert; dazu sucht man sich einen Berg in der Nähe und fährt diesen so oft hintereinander hoch, dass die Höhenmeter addiert die Höhe des Mount Everest ergeben – also 8.848 Meter. So fuhr ich 122 Mal den Kreuzberg in meinem Wohnort Bonn an einem Tag rauf und runter – damit wusste ich auch, dass ich Bergfahrten gut verkrafte.

Ende September 2023 schließlich ging ich mit der Idee an die Öffentlichkeit, erst da fühlte ich mich richtig bereit. Mein oberstes Ziel war es, möglichst viele Spendengelder zugunsten der „Aktion Sorgenkinder in Bundeswehrfamilien des BwSW“ zu sammeln. Diese macht es möglich, dass körperlich und/oder geistig behinderte Kinder von Bundeswehrangehörigen für einige Wochen im Jahr an speziellen Freizeiten teilnehmen – unter lückenloser Betreuung durch geschultes Personal und in besonders dafür geeigneten Häusern. Die Eltern können sich in dieser Zeit von ihrer oft aufopfernden Pflegearbeit erholen.

Gerade als junger Vater eines gesunden Kindes war es mir wichtig, hier Unterstützung zu leisten. Denn wenn mein Sohn krank ist und sich nicht gut fühlt, ist das schon eine Herausforderung – ich habe größten Respekt vor den Eltern, die so etwas fast als Dauerzustand zu meistern haben! Für sie wollte ich zumindest 1.000 Euro zusammenbekommen.

Eine tolle Idee – die Ihnen dann ja auch eine tolle Unterstützung gebracht hat…

Ja, absolut. Ich war von der Unterstützung der Angehörigen der Bundeswehr überwältigt, die nicht nur mein anvisiertes Spendenergebnis auf jeden Fall verdoppelt haben, sondern mir im Vorfeld mitgeteilt haben, wie toll sie die Aktion fänden und dass sie mir viel Erfolg wünschten. Ohne diese Unterstützung hätte ich die Fahrt nicht geschafft. Ich möchte daher an dieser Stelle noch einmal ausdrücklich allen Danke sagen, die mein Vorhaben unterstützt haben!

Ein Oberstleutnant aus dem Einsatzführungskommando in Potsdam meldete sich sogar telefonisch bei mir und gab mir seine Handy-Nummer, damit ich ihm rechtzeitig vor Hannoversch Münden Bescheid sagen konnte, dass ich bald dort bin – er kam dann zusammen mit seinen Eltern dorthin gefahren, um mich persönlich anzufeuern.

Und zum Abschluss wurde ich am Bendlerblock von einem Kameraden des Bundeswehr-Sozialwerks in Empfang genommen, der aus Strausberg kam, um mir zu meiner Leistung zu gratulieren und dafür zu danken, dass ich für den tollen Zweck Geld gesammelt habe. 

Genau diese Unterstützung hat mir wieder einmal deutlich die Kameradschaft bei der Bundeswehr vor Augen geführt – man hilft sich, steht füreinander ein und arbeitet zusammen. Dies hat mich ungeheuer motiviert – ich hätte nur bei einem Unfall oder orkanartigem Wetter aufgegeben, sonst kam das für mich nicht in Frage.

Sicherlich hat es zwischendurch stark geregnet und ich musste komplett meine nasse Wäsche wechseln, zudem war es auf dem Brocken auch kalt und ich musste insgesamt drei Mal aufgrund eines Platten meinen Reifenschlauch wechseln. Doch zum einen kam der in der Wettervorschau angekündigte Frost am Sonntagmorgen nicht, zum anderen war in der restlichen Zeit ideales Wetter – rund um die zehn Grad Celsius, also kühl genug, um nicht zu überhitzen und übermäßig zu schwitzen, aber warm genug, um nicht zu frieren.

Der Wettergott war also auf meiner Seite und so bin ich mit circa neun Litern Wasser mit einer Kohlehydrat-Elektrolyt-Lösung versetzt hingekommen, ohne körperlich in Schwierigkeiten zu kommen. Auch bin ich zu keinem Zeitpunkt müde geworden und konnte die 32,5 Stunden ohne Schlafpause durchfahren. Ich bin daher sehr zufrieden damit, wie die Tour geklappt hat. Und da mein Vater mich mit dem Auto in Berlin abgeholt hat, bin ich auch gut wieder nach Hause gekommen.

Kann man Sie beim Geldsammeln für den guten Zweck noch unterstützen?

Ja, dazu gibt es zwei Wege. Zum einem kann man unter dem Verwendungszweck „Bonn-Berlin Challenge“ online Geld auf das Spendenkonto Sorgenkinder, DE85 3705 0198 0000 0627 11 (Sparkasse KölnBonn) überweisen. Dieses Geld kommt eins zu eins der „Aktion Sorgenkinder in Bundeswehrfamilien des BwSW“ zugute.

Alternativ kann man noch bis Sonntag, den 29. Oktober um 18 Uhr, über die Seite „gofundme.com“ spenden – auch per PayPal oder Kreditkarte. Der bis dahin auf dieser Seite gesammelte Spendenbetrag wird von mir unmittelbar von dort ebenfalls auf das Spendenkonto der „Aktion Sorgenkinder in Bundeswehrfamilien des BwSW“ überwiesen.

Ein Zusammenschnitt der Tour auf Video

Richard K. hat seine Fahrt nicht nur auf Fotos festgehalten, sondern auch in einem dreiminütigen Video.