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25. Juni 2021 News Bereich Nord Bereich Ost Bereich Süd Bereich West

Die Pandemie im Blick - das Lagezentrum in der Kölner Lüttich-Kaserne

von Helmut Michelis

Am Eingang wartet ein kurzer Fragebogen und sicherheitshalber eine Messung der Körpertemperatur. Alles korrekt ausgefüllt? Kein Fieber? Dann steht bereits ein freundlicher Soldat im Schutzanzug mit einem Corona-Teststäbchen für die neue Nase bereit – eine Szene aus der Sporthalle in der Kölner Lüttich-Kaserne. Sie dient zwar weiterhin der Gesundheit der Beschäftigten, aber vorübergehend auf eine ganz andere Art: Das Gebäude ist kurzfristig in eine Bundeswehr-interne Teststelle für die Beschäftigten umgewandelt worden.

Organisiert hat dies das Lagezentrum, das als schnelle Reaktion auf die Pandemie im März 2020 vom Bundesamt für das Personalmanagement der Bundeswehr (BAPersBw) eingerichtet worden ist. „Bei Covid-19 gab es für uns keine Blaupause. Prozesse und Meldewege waren neu aufzubauen“, sagt Oberstleutnant i.G. Chris Weißbrodt (37). Der Artillerist, der 2002 in die Bundeswehr eintrat, ist seit der ersten Stunde dabei – über die Monate hinweg je nach Lageentwicklung haupt- oder nebenamtlich und mit dem für die Erfüllung des Auftrags erforderlichen Personal. Im Grundbetrieb arbeitet der gebürtige Thüringer im Referat Spezialaufgaben des BAPersBw: Handlungsschnell, flexibel und lösungsorientiert – Aspekte, die nun tagtäglich in der Pandemie gefordert sind. 

So wurde die Beschäftigtenteststelle binnen weniger Tage konzipiert und in Betrieb genommen. „Nach der Einteilung der Helfer und der Befehlsausgabe erfolgte an einem Freitag der Testlauf, am darauffolgenden Montag ging es bereits los.“ Auch ohne detaillierte ministerielle Vorgaben galt es Verfahren zu konzipieren und aufkommende Fragestellungen zu Dokumentation, Materialbeschaffung und -entsorgung sowie Ausbildung und Arbeitsschutz zu beantworten, listet der Oberstleutnant auf.      

„Zu Beginn der Pandemie war es zunächst notwendig, Weisungen und Regelungen vorzubereiten, um den Betrieb unseres Amtes auch unter Krisenbedingungen sicherzustellen. Die Identifikation von Kernfähigkeiten und deren Wahrnehmung in Anbetracht eines sich stetig ändernden Infektionsgeschehens sind nach wie vor handlungsleitend“, unterstreicht Weißbrodt. Das galt am Anfang nicht nur der Prüfung, wer zeitnah ins Homeoffice geschickt werden konnte, sondern unter anderem zum Beispiel auch Fragen, unter welchen Auflagen die Kantine und das Unteroffizierheim in der Lüttich-Kaserne weiter geöffnet bleiben konnten. 

„Die damit verbundenen Fragestellungen sind mannigfaltig und hängen insbesondere auch von der Verfügbarkeit der mobilen IT-Ausstattungen ab“, sagt der Oberstleutnant. Durch große Anstrengungen sei es aktuell möglich, dass eine Vielzahl der Beschäftigten des BAPersBw ortsunabhängig arbeiten können. „Es ist ein greifbar positives Ergebnis, dass wir die mobile IT-Ausstattung erhalten haben und dadurch in der Lage sind, die damit einhergehenden Arbeitsprozesse stetig voranzubringen und optimieren zu können.“

Darüber hinaus sei es von Beginn an wichtig gewesen, rund um die Uhr ein verlässliches Lagebild für den Organisationsbereich Personal (OrgBer P) sicherzustellen. „Die Ansprechstellen des OrgBer P informieren das Lagezentrum, entsprechend der Meldevorgaben, über relevante Aspekte der Pandemie“, beschreibt der Offizier die Abläufe. Dadurch sei es möglich, Generalmajor Gunter Schneider, den Vizepräsidenten BAPersBw und „Corona-Beauftragten“ des BAPersBw, vor Entscheidungen beraten zu können. Denn in der Pandemie sei die allgemeine Aufmerksamkeit groß: Die Beschäftigten nähmen alle getroffenen Entscheidungen und umgesetzten Maßnahmen wahr und diskutierten sie. Dabei sei klar, dass man es nicht allen recht machen könne. „Es ist immer eine Güterabwägung und erfordert Kommunikation.“ 

„Unser Auftrag umfasst ebenfalls, die bestmögliche gesundheitliche Sicherheit aller Behördenmitarbeiter zu gewährleisten“, betont der Generalstabsoffizier. „So sind wir Berater, wenn Soldaten oder zivile Beschäftigte anrufen, die gerade aus dem Ausland zurückgekehrt sind oder die beunruhigt über einen Corona-Fall in ihrem privaten Umfeld berichten.“ Zu den weiteren Aufgaben des Teams um Chris Weißbrodt gehören beispielsweise die Vorbereitung und die Durchführung von Maßnahmen im Rahmen der Impfkampagne des Bundes und die Koordination der Hilfeleistungen der Bundeswehr, unter anderem in den Gesundheitsämtern, den Impfzentren und in den Alten- und Pflegeeinrichtungen. 

Zur Sicherstellung der Unterstützungsleistungen in den genannten Einrichtungen kommen auch Reservedienstleistende zum Einsatz. Auf einen Aufruf der Bundesministerin der Verteidigung hätten sich mehrere tausend Freiwillige gemeldet und würden seither herangezogen. Das BAPersBw spielt bei der Heranziehung eine entscheidende Rolle. „Die dahinterliegenden Prozesse haben wir in Zusammenarbeit mit dem Kommando Streitkräftebasis konzipiert und bei der Erstellung der Weisungslage mitgewirkt.“ 

Im Oktober 2020 sei nach dem gemeinsamen Beschluss der Bundeskanzlerin und der Ministerpräsidenten dann zusätzlich die Anweisung aus dem Ministerium erfolgt, nicht nur Soldaten, sondern auch Zivilbeschäftigte der Bundesverwaltung als Freiwillige für Unterstützung des öffentlichen Gesundheitsdienstes zu gewinnen. „Staatssekretär Gerd Hoofe hat unser Lagezentrum mit der zentralen Umsetzung für den Geschäftsbereich BMVg beauftragt. Binnen weniger Stunden mussten wir darauf reagieren. Aber das ist nun einmal unser Auftrag. Den werden wir bis auf Weiteres ausführen.“