Treffpunkt Traumhotel
Im schönen Haus „360 Grad“ in Südtirol kann man die Seele baumeln lassen
Von Helmut Michelis
Wohnen wie die feinen englischen Ladys? Kein Problem. Das Hotel „360 Grad“ in Meran ist ein echtes Schmuckstück im Angebot des Bundeswehr-Sozialwerks (BwSW). Vom Zimmer aus hat man einen weiten Blick ins Tal mit grünen Rebstöcken, umsäumt von einer imposanten Bergwelt. Vögel zwitschern munter, ringsherum entfaltet sich eine bunte Blütenpracht – man atmet tief durch, die hektische innere Uhr tickt zunehmend langsamer, kurz: Die erhoffte Erholung stellt sich an diesem paradiesischen Platz gleich wie von selbst ein.




Das 1955 gebaute Haus gehörte einst zwei britischen Gräfinnen als Altersruhesitz. Dann wurde es zum Hotel umgebaut und hieß zunächst merkwürdigerweise „Sayonara“, japanisch etwa für „adieu“, anschließend „Haus Alexander“. Der Name „360 Grad“ passt deutlich besser, was allerdings Geschäftsführerin Ulrike Pircher erst einmal erklären muss: „Als das Bundeswehr-Sozialwerk im Jahr 2016 dieses Gebäude gekauft hat, haben wir einen neuen Namen gesucht. Wir haben damals auf der Terrasse gestanden und uns umgeschaut: Der Ausblick war rundherum, also 360 Grad weit, einfach nur wunderschön.“



Den Ursprung verleugnet das Haus nicht, im Gegenteil: Viele liebevolle Details von den Skulpturen im Garten und das antike Schränkchen im Flur über den Kronleuchter und die weinrote Textiltapete im Gästezimmer erinnern daran. „Aber unsere Besucher machen den eigentlichen Unterschied“, betont Ulrike Pircher, die im benachbarten Gröden im Hotel aufgewachsen ist und als Hotelfachfrau unter anderem in England und in Spanien gearbeitet hat. „Es sind Mitglieder, keine Hotelgäste. Entsprechend rücksichtsvoll verhalten sie sich, sie suchen trotzdem die Gemeinsamkeit und das Gespräch. Das gilt für alle – die Lebensälteren, Familien mit Kindern oder Soldatinnen und Soldaten nach einem Einsatz.“ Das Haus sei ein Treffpunkt – mit dem Komfort eines Vier-Sterne-Hotels.




„Wir haben sehr viele Stammgäste. Es haben sich seit der Eröffnung 2017 bereits zahlreiche Freundschaften gebildet, Menschen, die sich hier gern wiedersehen“, meint die gebürtige Südtirolerin. Diese persönliche Note wird schnell deutlich: Ein neuer Gast aus Rheinland-Pfalz trifft ein und begrüßt die Mitarbeiterinnen Lara Guarise, die rechte Hand von Ulrike Pircher an der Rezeption und Gästebetreuung, und Bozena Rossa, die gerade hinter dem Tresen Getränke einschenkt, überschwänglich. „Wie schön, dass wir uns nach den Corona-Einschränkungen jetzt endlich wiedersehen“, ruft er aus und fragt nach weiteren Beschäftigten, die er bei früheren Aufenthalten kennengelernt hat. Klaus Kröss, der allseits beliebte Gärtner und Hausmeister, kommt zu einem Schwätzchen hinzu. Gerade hat er eine entlaufene Schildkröte gefunden und päppelt sie mit ein paar Salatblättern und einem Guss aus dem Gartenschlauch wieder auf. „Die Atmosphäre ist eben ein wenig anders“, sagt Pircher. „Unsere Gäste schicken uns von zu Hause aus Briefe oder aus einem anderen Urlaub Postkarten, zu Weihnachten kommen hier sogar Geschenkpakete an. Das habe ich in meiner Karriere sonst nirgendwo so erlebt.“ Alle Beschäftigten seien mit Herzblut bei der Sache, „das macht dieses Haus aus“.

Insgesamt 14 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kümmern sich um das Wohl der BwSW-Mitglieder, die Platz in 33 Zimmern und zwei Ferienwohnungen finden. Die neue zweite Ferienwohnung schließe eine Lücke: „Die Nachfragen nach einem solchen Angebot sind durch Corona deutlich größer geworden.“ Die Zwangspause durch die Pandemie hat das Team um Ulrike Pircher für Modernisierungsarbeiten genutzt: die Terrasse und das Meerwasser-Schwimmbad wurden erneuert, Feuchtigkeitsschäden rund um das Haus beseitigt und bereits vorher die Heizung, die Elektroinstallation und der Brandschutz auf den aktuellen Stand gebracht. „Jetzt können wir uns um die schönen Dinge kümmern“, meint die Geschäftsführerin.




Nicht nur das Hotel ist ein wunderschöner Platz zum Urlaub machen, das gilt auch für Meran, die zweitgrößte Stadt Südtirols, und deren Umgebung. Innerhalb weniger Jahre hat sich hier viel Positives getan: Das Image einer angestaubten Kurstadt für betuchte Seniorinnen und Senioren ist erfolgreich abgestreift und durch ein attraktives Angebot für alle Altersgruppen ersetzt worden: Kulinarisches, Wandern, Bergsteigen, Wildbeobachtung, Fallschirm-Gleiten oder Wildwasserfahren – für jeden ist etwas dabei. Tatsächlich ist die Region so vielfältig, dass man jedes Jahr wiederkommen und Neues entdecken kann: ob zur Apfelblüte, zur Weinlese, zum Wintersport oder ganz allgemein zur Entspannung im milden südlichen Klima. Auch zu Weihnachten und zu Silvester ist das Hotel 360 Grad geöffnet. Und Venedig, Verona oder der Gardasee sind im Rahmen eines Tagesausflugs zu erreichen.
„Gestresst vom Alltag und nach einer eventuell strapaziösen Anreise lasse ich die Gäste, die fast ausschließlich aus Deutschland anreisen, erst einmal in Ruhe ankommen“, gibt Ulrike Pircher ihre Erfahrungen wieder. „Nach einem Tag werden sie bereits erkennbar ruhiger. Und wenn sie abreisen, geht es ihnen deutlich besser, was uns jedes Mal besonders freut. Das ist schließlich unser großes gemeinsames Ziel.“