Mit Kochrezepten doppelt Gutes tun
Der Erlös der drei Bücher „Erprobte Leckereien“ von Ute Harrer geht an die „Sorgenkinder“
Von Helmut Michelis
Das Bundeswehr-Sozialwerk (BwSW) lebt von Mitgliedern, die sich auf vielen Ebenen ehrenamtlich für das Gemeinwohl engagieren – und das über ungezählte Stunden hinweg, ohne Aussicht auf persönliche Vorteile. Wir stellen in unserem Mitgliedermagazin einige dieser vorbildlichen Angehörigen der großen „BwSW-Familie“ vor. In Bonn ist Ute Harrer mit ihrer dauerhaften Spendenaktion „Koch- und Backbuch“ eine derjenigen, die sich weit über das normale Maß hinaus für Mitmenschen in Not engagieren.
Lassen Sie uns mit einer kleinen Raterunde beginnen, liebe Leserin oder lieber Leser: Welches Rezept würden Sie welcher prominenten Person zuordnen?
1.) Rosa gebratenes Kalbsfilet auf Bohnengemüse und Nudeln
2.) Topfenknödel nach Tiroler Art
3.) Feige-Trauben-Cassis
4.) Eierspätzle mit Bergkräutern und Almkäse, dazu Röstzwiebeln
5.) Asiatische Nudelpfanne
a.) Ursula von der Leyen, EU-Ratskommissionspräsidentin und frühere Bundesministerin der Verteidigung
b.) Generalleutnant a.D. Jürgen Knappe, kürzlich als Befehlshaber des Multinationalen Kommandos Operative Führung verabschiedet
c.) Susi Erdmann, Sportfeldwebel an der Sanitätsakademie und neunfache Weltmeisterin im Rodeln/Zweierbob
d.) Stefan Schäfer, Ministerialrat und Stellvertretender Bundesvorsitzender des Bundeswehr-Sozialwerks
e.) Ulrike Hauröder-Strüning, Präsidentin des Bundesamtes für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr.
Die Auflösung finden Sie am Ende dieses Beitrages. Seien Sie nicht enttäuscht, wenn Sie nicht erfolgreich waren. Denn strahlende Gewinnerinnen und Gewinner gibt es in diesem Zusammenhang längst: die Mädchen und Jungen mit Beeinträchtigungen, deren Aktivitäten über diese und viele weitere Kochrezepte finanziell unterstützt werden können. Regierungsoberamtsrätin Ute Harrer hatte die Idee zu dieser Koch- und Backbuchreihe zugunsten der „Aktion Sorgenkinder in Bundeswehrfamilien des BwSW“.

Inzwischen gibt es das dritte Buch unter dem Titel „Erprobte Leckereien“, eine Anspielung auf Frau Harrers frühere Arbeitsstelle, die Wehrtechnische Dienststelle für Informationstechnologie und Elektronik (WTD) 81 in Greding, die noch bis 1987 als „Erprobungsstelle“ bezeichnet wurde. Ute Harrer ist direkt nach dem Abitur 1989 in die Bundeswehr eingetreten und durch ihre Auslandseinsätze in der Einsatzwehrverwaltung auch Major der Reserve. Seit 2016 arbeitet die Mutter zweier erwachsener Söhne im Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr (BAIUDBw) auf der Bonner Hardthöhe.
2014 hatte sie als Mitglied des erweiterten BwSW-Bereichsvorstands Süd in Eben/Pongau eine Freizeit für Kinder und Jugendliche mit Beeinträchtigungen besucht. „Die Freude der Schützlinge, die menschliche Nähe der zahlreichen Betreuerinnen und Betreuer – ich war total beeindruckt, was dort geboten wurde und wie sinnvoll die Gelder dafür eingesetzt sind. Die Familien dieser Sorgenkinder, die tagtäglich unbemerkt phantastische Arbeit leisten, sind endlich einmal von der kraftraubenden Fürsorge entlastet, auch die Geschwister können nun vorübergehend einmal im Mittelpunkt stehen.“
Dieses Projekt hat jede Unterstützung verdient, stellte Ute Harrer fest und überlegte, wie sie selbst helfen könne. Schnell war in der WTD 81 die Idee zu einem Kochbuch geboren, das zum Spendensammeln für die beeinträchtigten Kinder beiträgt. Die Sammlung sollte unkompliziertere Rezepte zunächst aus dem Kollegenkreis umfassen, die ohne großen Aufwand „nachzukochen“ sind, also „Vorspeisen, Hauptgerichte und Desserts mit Gelinggarantie“, wie es Ute Harrer formuliert. Alle Gerichte waren vorher getestet worden, im Mai 2015 hatte die Behördenkantine sogar eine Auswahl davon eine Woche lang als Tagesmenü angeboten. Die außergewöhnliche Idee zündete auf Anhieb: Bereits ein Jahr später war die erste Auflage ausverkauft, durch die ersten selbst gedruckten und gebundenen Exemplare kamen 1000 Euro für das Bundeswehr-Sozialwerk zusammen.
„Ich weiß, wer die Rezepte für’s zweite Buch macht“, dachte sich Ute Harrer, als sie auf die Hardthöhe versetzt wurde. Sie schrieb bekannte Persönlichkeiten aus der Bundeswehr-Führung und der Verteidigungspolitik an – wieder mit großem Erfolg, denn auch die Ministerin, der Wehrbeauftragte des Bundestages oder der Generalinspekteur sandten ihr Rezepte zu. Inzwischen gibt es das Koch- und Backbuch Nummer drei, wozu die Beamtin durch eine Tagung der Auslandsdienststellenleitungen inspiriert wurde: Sie konnte die Auslandsdienststellen des BAIUDBw aus Belgien, Frankreich, Großbritannien, Italien, den Niederlanden, Polen und den USA für weitere Rezeptbeiträge gewinnen. Da läuft einem bei „Birnencarpaccio mit Walnüssen“, Kohlrabi-Spinat-Lasagne“ oder „Erdbeer Tiramisu“ bereits beim Lesen des Inhaltsverzeichnisses das Wasser im Mund zusammen.
Mittlerweile hat Ute Harrer die stolze Summe von 14.500 Euro an Spenden übergeben, ein weiterer Spendenscheck ist in Vorbereitung, und wegen der Nachfrage sind neue Nachdrucke in Arbeit. Wichtig ist ihr der Dank an alle ehrenamtlich Beteiligten, ob Rezeptgeberinnen und -geber oder anderweitig Unterstützende, beispielhaft nennt sie Beate Keßel und Marion Gerber von der Regionalstelle des BwSW in Bonn. „Ohne sie alle wäre die ganze Aktion nicht zustande gekommen.“ Der langjährige Erfolg macht im doppelten Wortsinn Appetit auf mehr: Wann gibt es die vierte Auflage? „Da suche ich noch ein Thema“, meint die Autorin. Ihre bisherigen Bücher sind unterdessen auch an eher unerwarteter Stelle auf großes Interesse gestoßen: „Als mein ältester Sohn zum Studium nach München aufbrach, hat er mich gebeten, sie ihm einzupacken. Dann habe er ein paar nicht so aufwändige Rezepte, auf die er jederzeit zurückgreifen könne.“
Bei all den vielen Vorschlägen von A wie „Allgäuer Käsespätzle“ bis Z wie Zucchini-Kürbiskuchen: Hat Ute Harrer selbst ein Lieblingsrezept? „Ja, tatsächlich habe ich etliche Vorschläge probiert. Die Paprika-Lendchen der langjährigen Schirmherrin der Aktion Sorgenkinder, Beate Jung, sind sehr, sehr lecker. Auch Firni, das afghanische Nationalgericht mit Mandeln, mag ich gern.“ Als drittes Gericht empfiehlt sie die Soljanka auf Seite 47 in Ausgabe zwei, eine säuerlich-scharfe Suppe der osteuropäischen Küche.

Die Autorin hat in „Erprobte Leckereien“ ebenfalls ein Rezept beigesteuert. Es hat einen sehr persönlichen Bezug: „Mamas Apfelstrudel“ nach dem Rezept ihrer Mutter. Man nehme: „400 Gramm Mehl, eine Prise Salz, zwei …“ Nein, stopp, hier wird nichts weiter verraten. Wer jetzt auf den Geschmack gekommen ist, kann eines der drei oder gleich alle Koch- und Backbücher „Erprobte Leckereien“ telefonisch unter 0228 / 5504-5561 (Bw-FspNBw 90-3402-5561) oder per E-Mail unter uteharrer@bundeswehr.org bei der Herausgeberin anfordern. „Ich freue mich sehr, wenn die Bücher den Interessentinnen und Interessenten eine möglichst großzügige Spende an die ,Aktion Sorgenkinder in Bundeswehrfamilien des BwSW‘ wert sind. Dank ihrer Zuwendung ist es möglich, die Freizeiten von Menschen mit Beeinträchtigungen sowie Familien und Einzelpersonen, die unverschuldet in Not geraten sind, finanziell zu unterstützen.“
Die Lösungen: 1c, 2d, 3e, 4b, 5a.