Kleine Postwertzeichen – große Wirkung

26. April 2022 Bereich Nord Bereich Ost Bereich Süd Bereich West Berichte Spendenaktionen

Ein Hobby mit Gewinn: Der „Briefmarken-Onkel“ Peter H. Rommel erzielt regelmäßig hohe Spendensummen für das Bundeswehr-Sozialwerk

Das Bundeswehr-Sozialwerk lebt von Mitgliedern, die sich auf vielen Ebenen ehrenamtlich für das Gemeinwohl engagieren – und das über ungezählte Stunden hinweg und ohne Aussicht auf persönliche Vorteile. Wir stellen in unserem Mitgliedermagazin einige dieser vorbildlichen Angehörigen der großen „BwSW-Familie“ vor, in dieser Ausgabe ist der „Briefmarken-Onkel“ an der Reihe: Peter H. Rommel lebt für seine Spendenaktion.  

Von Helmut Michelis

Der Herr Stabshauptmann liebt es zackig. Diese Einleitung ist ebenso korrekt wie gänzlich irreführend: Peter H. Rommel ist der Briefmarken-Experte des Bundeswehr-Sozialwerks. Sein ehrenamtlicher Auftrag: mit den kleinen gezackten Papierchen möglichst große Spendensummen zu erzielen. Und das gelingt dem 67-jährigen ehemaligen Berufssoldaten, der von seinem Vorgänger BwSW-intern den liebevollen Titel „Briefmarken-Onkel“ übernommen hat, auf beeindruckende Weise.

Gerade hat er wieder einen Scheck in Höhe von 1.000 Euro an das Bundeswehr-Sozialwerk vorbereitet. Und gleich wird wahrscheinlich am Rommel’schen Haus in Nindorf im Kreis Dithmarschen an der Nordseeküste wieder der Postbote klingeln: Fast täglich treffen neue Sendungen mit Kartons, Alben und Briefumschlägen ein – diese „Wundertüten“ muss Rommel jedes Mal in mühevoller Kleinarbeit sichten und bewerten.

Der gebürtige Schleswig-Holsteiner hat sich nach der Lehre als Maschinenschlosser 1975 bei der Bundeswehr verpflichtet; seine Karriere begann beim Jägerbataillon 391 in Putlos an der Ostsee („Unsere Haupttransportmittel waren der Kampfstiefel und der Hubschrauber“), führte über die Nachschub- und die Panzergrenadiertruppe in den deutschen Verbindungsstab am Truppenübungsplatz im kanadischen Shilo bis hin ins Bundesministerium der Verteidigung, wo er zuletzt für Werbung und Nachwuchsgewinnung zuständig war. Nach seinem aktiven Dienst absolvierte der Offizier noch bis 2019 Reservistendienste beim Heeresführungskommando in Koblenz und beim Kommando Heer in Strausberg.

Mitglied im Bundeswehr-Sozialwerk ist er bereits seit 1987. Als er 2004 durch einen Aufruf im Mitglieder-Magazin davon erfuhr, dass ein Nachfolger für den Bereich Briefmarken-Spenden gesucht wurde, meldete er sich sofort. „Meine Frau und ich haben drei gesunde Kinder. Ich möchte für all das Positive, das wir erleben durften, etwas an die zurückgeben, denen es nicht so gut geht“, begründet er sein ungewöhnliches Engagement. „Ich habe bereits als Kind angefangen, Briefmarken zu sammeln, aber nie mit einem konkreten Ziel oder einem fest umrissenen Gebiet, und es auch zwischendurch immer wieder unterbrechen müssen“, berichtet Rommel. „Aus dieser Mentalität rekrutiert sich ein Großteil meiner Kundschaft: Die Kinder sind aus dem Haus, das alte Hobby wird wieder aktiviert, es gilt Lücken in der bisherigen Sammlung zu füllen. Das ist mein Hauptgeschäft.“

Der Postwertzeichen-Markt, der noch bis in die 1970-er Jahre hinein boomte, liegt inzwischen völlig am Boden. So ist heute manche Sammlung, in die seinerzeit Tausende von D-Mark investiert worden sind, nur noch einen Bruchteil dessen wert. „Eigentlich sind nur die Marken aus den ersten fünf Jahren der Bundesrepublik Deutschland interessant. Ab den 1960-er Jahren wurde es mit Auflagen von 30 bis 40 Millionen pro Motiv im wahrsten Wortsinn eine Massenware.“ Rommel nutzt den Michel-Katalog, seit Jahrzehnten das Standardwerk für Briefmarkensammler, zur aktuellen Preisfindung. So manche Einsenderin oder Einsender muss er bitter enttäuschen: Der Handelswert beträgt im Durchschnitt nur noch zehn Prozent der offiziellen Preisbewertungen – eine Sammlung zum Beispiel im erhofften Wert von 5.000 Euro kann nur noch mit einer Spendenquittung von 500 Euro bedacht werden.

Manchmal ärgert er sich über Zusendungen, die verschimmelt, verklebt oder mit Stockflecken übersät sind. „Bitte postfrische Marken nicht in Tüten aufbewahren und Alben in unregelmäßigen Abständen lüften“, rät er eindringlich. Die meisten Sammlungen erhält der Stabshauptmann aus Nachlässen oder Haushaltsauflösungen. Mehr als zwei Millionen einzelne Marken, Briefe, Ansichtskarten, Postkarten, Alben und auch Telefonkarten, so schätzt er, füllen das Haus in Nindorf, ein weiterer Teil ist inzwischen zu Bekannten in der Nachbarschaft ausgelagert. „Es gibt einfachere Wege, sein Geld zu verdienen“, scherzt der 67-Jährige mit Blick auf die Stapel und Ordner in seinem Büro im ersten Stock. Es liege möglicherweise an der Pandemie, dass der Posteingang in den letzten Monaten noch deutlich zugenommen habe. „Auch Tüten mit Kiloware gestempelter Marken – ich werfe grundsätzlich nichts weg“, versichert er. Was für seine Kundschaft nun gar nicht attraktiv sei, schicke er an Behinderteneinrichtungen wie Bethel oder die Alsterdorfer Anstalten weiter, die aus dieser fast wertlosen Masse noch Erlöse erzielen können.

„Mein Vorteil ist: Ich gebe jeden Euro zu hundert Prozent an das Bundeswehr-Sozialwerk weiter“, betont Rommel. Mehr als 800 Stammkunden durchforsten seine Angebote, unter anderem auf Internet-Plattformen, der Seite des BwSW und in seinem Newsletter, den er regelmäßig herausgibt. „Der Verkauf muss rollen, sonst ersticke ich an Papier. Meine Kunden verteilen sich weltweit. Sie beliefere ich dann je nach gewünschtem Umfang der Bestellung mit Paketen oder Briefen. Ja, diese Arbeit ist mittlerweile zu einem echten Fulltime-Job geworden.“ Trotzdem bleibe ihm immer noch etwas Zeit für sein großes Hobby Fotografie, auch im örtlichen Gemeinderat sei er weiterhin aktiv, sagt Rommel.

Der Aufwand rund um die gezackten bunten Bildchen zahle sich am Ende aus: mehr als 50.000 Euro hat Rommel zusammenbekommen. Besonderer Lohn seines Einsatzes waren dafür unter anderem eine Einladung zum Sommerfest des Bundespräsidenten sowie eine Auszeichnung durch die damalige Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen. Ans Aufhören denke er noch lange nicht, zumal auch seine Frau das Engagement mit sozialem Hintergrund tapfer mittrage. „Es hält mich fit, es ist ein Stärkungsmittel. Und dieser tolle Zweck ist nun einmal jeden Aufwand wert.“

Weitere Spendenaktionen finden Sie hier.