Großkonzert der Bundeswehr mit zwei Jubiläen
60 Jahre Großkonzert und 50 Jahre „Aktion Sorgenkinder in Bundeswehrfamilien des BwSW“ – knapp 14.000 Euro Spenden
Von BwSW, Fotos: BwSW/Marc Longerich
Vorhang auf und Bühne frei! Wie schon in den vergangenen Jahren, als die Musikkorps der Bundeswehr bei den Großkonzerten das Telekom Forum Bonn musikalisch zum Beben brachten, war am 20. Oktober 2023 beim Jubiläums-Benefizkonzert bei den Konzertgästen die Erwartungshaltung entsprechend hoch. Und sie wurden nicht enttäuscht: Mit dem Gebirgsmusikkorps der Bundeswehr Garmisch-Partenkirchen und dem Luftwaffenmusikkorps Erfurt präsentierten das Zentrum Militärmusik der Bundeswehr und das Bundeswehr-Sozialwerk (BwSW) zwei hochkarätige Orchester und setzten damit die eindrucksvolle Reihe von Gastspielen renommierter nationaler wie internationaler Militärorchester fort. Der Spendenerlös der Veranstaltung kommt der „Aktion Sorgenkinder in Bundeswehrfamilien des Bundeswehr-Sozialwerks (BwSW)“ zugute.
Spende, Ehrung und Gänsehaut
Schon kurz vor dem eigentlichen Konzert durfte sich das BwSW über eine Spende freuen: Oberst a.D. Helmut Kolb vom „Deutscher Offizier Bund“ übergab in einem kleinem, aber würdigen Rahmen dem Sozialwerk einen symbolischen Spendenscheck über 2.000 Euro. Darüber hinaus wurde der langjährige Wegbegleiter des BwSW, Stabshauptmann d.R. Thomas Ernst, für seine langjährigen Verdienste um das Bundeswehr-Sozialwerk mit der Ehrennadel des BwSW in Gold ausgezeichnet.
Um das Publikum schon beim Einlass auf den Benefizcharakter des Konzerts einzustimmen, hatte sich das BwSW zudem etwas Besonderes einfallen lassen. In einem mehrminütigen Musik-Video sorgte Hauptfeldwebel Benedikt Brodka vom Heeresmusikkorps Koblenz mit seinem eigens für die „Sorgenkinder“ komponiertem, einfühlsamen und tragenden Klavier-Solo „Confiance“ (dt.: Vertrauen) für Gänsehautmomente.
Bundeswehr-Sozialwerk ergänzt Fürsorgepflicht des Dienstherrn
Der Bundesvorsitzende des BwSW, Bernd Krämer, zugleich auch Gastgeber der Veranstaltung, war leider krankheitsbedingt verhindert, betonte aber in seinem Grußwort in der Programmbroschüre, dass „es mir eine Freude ist, Sie anlässlich des 50-jährigen Bestehens der „Aktion Sorgenkinder in Bundeswehrfamilien des BwSW“ zum 60. Großkonzert der Bundeswehr im Telekom Forum Bonn begrüßen zu dürfen. So können wir gleich zwei großartige Jubiläen miteinander verbinden.“ Des Weiteren führte er aus, dass die Aktion Sorgenkinder in Bundeswehrfamilien 1973 im Bundeswehr-Sozialwerk aus dem Bewusstsein heraus gegründet wurde, weil es bei der Bundeswehr Herausforderungen gebe, die tief in das Familienleben eingreifen. Dadurch ergebe sich ein Unterstützungsbedarf, der weit über das hinausgehe, was der Dienstherr im Rahmen seiner Fürsorge zu leisten vermag. So würden beispielsweise aus der rein spendenfinanzierten „Aktion Sorgenkinder in Bundeswehrfamilien des BwSW“ jährlich mehr als 100.000 Euro an finanziellen Zuschüssen in persönlichen Notlagen gezahlt. Darüber hinaus finanziere das BwSW Soldatinnen und Soldaten mit einer Posttraumatischen Belastungsstörung gemeinsam mit ihren Familien eine Auszeit in einer der eigenen Ferienanlagen. Auch die jährlich acht Freizeiten für Menschen mit Beeinträchtigungen würden erheblich bezuschusst.
Stellvertretend für den Bundesvorsitzenden begrüßte einer seiner Stellvertreter, Hauptmann Marcus Sigge, das Publikum aufs Herzlichste und wünschte allen einen interessanten, mit musikalischen Leckerbissen gespickten Konzertabend. Vor nahezu vollbesetztem Haus nahmen die Musikerinnen und Musiker die Konzertgäste mit auf eine klangvolle Reise von der Klassik bis in die Moderne.
Mit „Tanz“ und „Vergnügen“
Mit dem „Königsmarsch“ von Richard Strauss eröffnete das Gebirgsmusikkorps der Bundeswehr unter der Stabführung von Hauptmann Rudolf Piehlmayer den fulminanten Konzertabend. Dieser Militärische Festmarsch war, wie die meisten der von Strauss selbst komponierten Militärmärsche, „Seiner Majestät dem Kaiser und König Wilhelm II. in tiefster Ehrfurcht gewidmet“. Für die Überleitung zum nächsten Stück war ein Wechsel auf einen anderen Kontinent erforderlich. Es ging nach Mexiko zum Danzón no° 2, ein Tanz, der sich aus dem französischen Contredanse entwickelte. Der Danzón gilt als eines der authentischsten Gesichter der heutigen mexikanischen Musik. Wenn große Sinfonieorchester auftreten, darf natürlich eine Komposition des US-amerikanischen Komponisten, Dirigenten und Pianisten, Leonard Bernstein, nicht fehlen. Mit „Divertimento“ (dt.: Vergnügen) präsentierten die Garmisch-Partenkirchener Musikerinnen und Musiker dieses mehrsätzige Instrumentalstück, welches im Allgemeinen einen unterhaltsamen, heiteren bis tanzartigen Charakter hat. Bernstein komponierte 1980 das „Vergnügen“ anlässlich der 100-Jahr-Feier des Boston Symphony Orchestra.
In seiner unnachahmlichen Art – Piehlmayer schien eins mit dem Taktstock zu sein – schwappte seine Leidenschaft aufs Publikum über, das kein Halten mehr kannte.
Zurück auf dem „alten“ Kontinent läuteten die Gebirgsmusikanten mit dem Garmischer Alphornmarsch von Karl Barthel-Zapf, bei dem vier dieser alpenländischen Instrumente zum Einsatz kamen, das Ende des ersten musikalischen Abschnitts ein.
Interview mit betroffener Familie bewegt das Publikum
Einen eindringlichen Spendenappell richteten vor der Pause Marcus Sigge und der langjährige Wegbegleiter des BwSW, Stabshauptmann d.R. Thomas Ernst, an die rund 900 Konzertgäste. Auch das eingespielte Kurz-Interview mit Familie Kaiser aus Ahaus bewegte das Publikum sichtlich.
Die jüngste Tochter und die Familie wurden von der „Aktion Sorgenkinder in Bundeswehrfamilien des BwSW“ unterstützt und zeigten sich dankbar für die Hilfsbereitschaft der Spendenden. Dieses Beispiel sollte den Konzertgästen vor Augen führen, wie sich die Spendenbereitschaft auf die Betroffenen tatsächlich auswirkt. Im Interview mit dem ehemaligen Tour-Manager der Big Band der Bundeswehr, Thomas Ernst, berichtete Marcus Sigge über einen weiteren Fall, wie erfolgreich die Spendengelder verwendet werden.
Von der Zukunft in die Vergangenheit
„Star Wars Theme“ – mit dieser gigantischen Hymne von John Williams startete das Luftwaffenmusikkorps unter der Leitung von Oberstleutnant Dr. Tobias Wunderle in die zweite Halbzeit. Sie ist eines der bekanntesten Stücke klassischer Musik in der modernen Popkultur und zählt zu den erfolgreichsten Titelmusiken der Filmgeschichte und bildet einen Gegenpol zu der futuristischen Szenerie des Filmes. Mit dem Konzertmarsch „Hoch Heidecksburg“ katapultierten die Musikerinnen und Musiker die Konzertgäste aus der Zukunft zurück ins Jahr 1912, dem Jahr, als der thüringische Militärmusiker Rudolf Herzer diesen Marsch komponierte. Aufgrund seines eher sinfonischen Charakters gilt „Hoch Heidecksburg“ eindeutig als Konzertmarsch und nicht als Militärmarsch.
Auch Wunderle und seine Musikerinnen und Musiker ließen den Funken überspringen und das Publikum zu wahren Begeisterungsstürmen hinreißen.
Für die Freunde der Filmmusik gab’s ein Schmankerl mit einem Medley aus der bekannten Operette „Im Weißen Rößl“ von Ralph Benatzky. Der bekannte Arrangeur und Komponist Stefan Schwalgin hat die Musik für Blasorchester neu arrangiert und um moderne Stilelemente bereichert.
Dieses einfallsreich gestaltete Potpourri war eine mitreißende Bereicherung für das Blasorchester-Repertoire und ließ die schönsten Melodien aus dem „Weißen Rößl“ in neuem Glanz erstrahlen. Vor dem großen Finale erklang noch der „Fliegermarsch“ des österreichischen Komponisten Hermann Dostal, der ihn 1912 unter dem Titel „Kerzengrad steig ich zum Himmel“ als Gesangsstück eines Ballonfahrers für seine vergessene Operette „Der fliegende Rittmeister“ schrieb.
Und hier bewiesen die Musizierenden, dass sie Rhythmus im Blut haben, denn die Schlagzeuger des Luftwaffenmusikkorps machen aus allem Musik - manchmal trommeln sie auch auf Barhockern.
Großes Finale mit beiden Musikkorps
„Viribus Unitis“ (Mit vereinten Kräften). Dieser ist unter anderem der Titel eines Militärmarsches von Josef Bach. Unter diesem Motto leitete der Marsch über zum gemeinsamen Finale, in dem sich die Musikerinnen und Musiker beider Orchester auf der Bühne versammelten – es wurde ziemlich eng!
Mit der im Big-Band-Stil geschriebenen „Jungle Fantasy“, einem Arrangement eines unbekannten Komponisten, entführten die Musikkorps das Publikum mit lateinamerikanischen und afrikanischen Tanzthemen sowie fröhliche, aufgeregten Trompetenklängen und viel Schlagzeug nach Afrika und Südamerika - eine sehr authentische Urwald-Atmosphäre.
Nach dem Klassiker unter den Militärmärschen, dem „Radetzky-Marsch“ von Johann Strauss (Vater), hatten die Musikkorps und die Konzertgäste aber noch eine Überraschung für Wunderle parat: Aus rund 1.000 Kehlen erklang ein gewaltiges „Happy Birthday to you!“ für den sichtlich gerührten Dirigenten.
Nach dankenden Abschiedsworten von Hauptmann Marcus Sigge an das phantastische Publikum und die Musikkorps fand das 60. Großkonzert der Bundeswehr mit der Nationalhymne seinen traditionell würdigen Abschluss.
Save the date
Am 18. Oktober 2024 heißt es übrigens wieder „Vorhang auf und Bühne frei“ zum 61. Großkonzert. Also „Save the date“! Über Spenden zugunsten der „Aktion Sorgenkinder in Bundeswehrfamilien des BwSW“ würden wir uns sehr freuen.
Spendenkonto:
Bundeswehr-Sozialwerk e.V.
Sparkasse KölnBonn
IBAN: DE85 3705 0198 0000 0627 11
Verwendungszweck: Sorgenkinder in Bundeswehrfamilien