Gipfelstürmer tagen im Erzgebirge
Die Regional- und Betreuungsstellenleitenden-Schulung Ost: Bilanz, Gedankenaustausch und Ideenbörse
Von Helmut Michelis
Bei der Regional- und Betreuungsstellenleiter-Schulung Ost des Bundeswehr-Sozialwerks (BwSW) in Oberwiesenthal ging es gleich im doppelten Wortsinn steil aufwärts: Die allgemeine Aufbruchstimmung war nach der Corona-Zwangspause deutlich spürbar, und am vorletzten Tag führte der Weg nach dem Abschluss der Workshops stolze 1.215 Meter hoch auf den benachbarten Fichtelberg – symbolischer konnte dieser Ausflug zur Abkühlung der rauchenden Köpfe kaum ausfallen.
„Ich hatte Gänsehaut bei der Begrüßung“, sagte der Bereichsvorsitzende Ost, Oberregierungsrat Frank Siedow zum Auftakt. Er freue sich auf den persönlichen Gedankenaustausch, der eigentlich bereits im März 2020 hätte stattfinden sollen. Doch dann sei die Pandemie ausgebrochen, „der Fürsorgegedanken stand über allem“. Es sei großartig, so betonte Siedow, „dass wir als Familie der Sozialwerker nun endlich wieder zusammenfinden können.“ Nur durch den gelebten engen Zusammenhalt habe man die schwierige Zeit des Stillstands meistern können. „Jetzt heißt es langsam wieder alles hochzufahren.“

Immerhin, so ergänzte Ministerialrat Stefan Schäfer, habe man vom 24. Juli bis 7. August 2021 die Freizeit für Menschen mit Beeinträchtigungen erstmals im Haus in Grünheide erfolgreich durchführen können. 22 Betreuerinnen und Betreuer hätten sich liebevoll um 19 Teilnehmende gekümmert. Das sei eine der wenigen großen Veranstaltungen im BwSW in diesem Jahr gewesen, stellte Schäfer, Stellv. Bundesvorsitzender und zugleich langjähriges engagiertes Mitglied des Bereichs Ost, fest.
Hauptmann Steffen Knoblauch von der Bereichsgeschäftsführung Ost berichtete über die weiteren negativen Auswirkungen von Corona auf die Ehrenamtsarbeit im Bereich Ost. Doch die Tagung vom 11. bis 13. Oktober 2021 im Haus Wiesenthal des BwSW diente nicht nur der Rückschau, sondern vor allem als Ideenbörse für die künftigen Aktivitäten. So meldete Stabsbootsmann Stefan Schönrock seine 20 Bienenvölker wieder „einsatzbereit“. Mit diesem süßen Honigprojekt auf dem Gelände des Einsatzführungskommandos in Potsdam ist Schönrock stets ein Garant für größere Spendeneingänge. Und Kathrin Schiffner (Regionalstellenleitung Weißenfels) berichtete nicht nur über eine Strickaktion kuscheliger „Wohlfühl-Socken“, sondern auch über einen Schnäppchenmarkt mit ungeliebten Weihnachtsgeschenken, die man auf diese Weise für einen guten Zweck wieder unauffällig loswerden kann. Oberfeldapotheker a.D. Hartmut Berge präsentierte sein „Finja“-Kinderbuch zugunsten des BwSW – ein weiteres kreatives Beispiel von vielen aus dem Tagesordnungspunkt „Vorstellung der Regional-und Betreuungsstellen“.

Auffällig waren der Idealismus und der Humor, mit dem die rund 40 Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Oberwiesenthal ihre Themen bearbeiteten. Es gab auch erfreulich offene und konstruktive Diskussionen, unter anderem mit Kritik an zu viel Bürokratie und zu zähen Verwaltungsabläufen. So müssten unbedingt die Reisebuchungen vereinfacht werden, hieß es – wobei, wie sich herausstellte, wegen der Kompliziertheit des Verfahrens der Teufel im Detail steckt. Zudem gelte es, den Mitgliederverlust durch Corona wieder auszugleichen. „Wir müssen die Kompaniefeldwebel verstärkt ins Boot holen“, forderte Stabsfeldwebel Christian Elze, der Regionalstellenleiter Gotha.

„Es ist beeindruckend, was hier an Ideen zusammenkommt,“, lobte der BwSW-Bundesvorsitzende Peter Dormanns, der einen ungeschminkten Überblick über die aktuelle Lage im BwSW gab und viele Fragen beantworten konnte. „Es ist mir ein Herzensanliegen, mit Ihnen ins Gespräch zu kommen“, betonte der Oberst a.D. Er und der Bundesgeschäftsführer Regierungsdirektor Nobert Bahl wollten konkret wissen: „Wo benötigen Sie unsere Unterstützung?“ Beide nahmen viele Anregungen aus Oberwiesenthal mit zurück nach Bonn. Am Ende der Tagung resümierte Peter Dormanns gegenüber den Teilnehmerinnen und Teilnehmern: „Ich nehme mit Freude zur Kenntnis, welche Kreativität Sie an den Tag legen, um unser Bundeswehr-Sozialwerk nach vorne zu bringen.“