Freizeit für Menschen mit Beeinträchtigungen lädt ein
Strahlende Gesichter beim Besuchstag in Eben
„Die Olympischen Spiele sind eröffnet!“ Nein, wir sind nicht in Paris, sondern am 6. August 2024 beim Besuchstag der zweiwöchigen Freizeit für Kinder mit körperlichen und/oder geistigen Beeinträchtigungen des Bundeswehr-Sozialwerks (BwSW) im österreichischen Eben im Pongau. Ein kleiner olympischer Parcours ist aufgebaut von den engagierten ehrenamtlichen Betreuenden, und Niklas, der schon seit mehreren Jahren im Sommer an der Freizeit in Eben teilnimmt, eröffnet diesen Parcours für die Kinder und die Gäste.
Sie haben teils weite Reisen auf sich genommen, um diesen Tag mit den Kindern und ihren Betreuenden zu verbringen und um ein Zeichen zu setzen, damit auch in Zukunft diese besondere Freizeit weitergeführt werden kann. Elfmeterschießen, Slalomlauf, Becher Ping-Pong, Gokart Rennen sind nur einige der Stationen, die sowohl von den Kindern als auch den Gästen mit viel Freude absolviert werden.
In diesem Jahr sind es insgesamt 18 Betreuende, die sich um 17 zu betreuende Kinder mit Beeinträchtigungen kümmern, darunter drei Rollstuhlfahrende, und das teilweise rund um die Uhr. Das Betreuungsteam tut dies ehrenamtlich, opfert dafür einen Großteil seines Urlaubs. Aber es macht es aus tiefster Überzeugung. Wolfgang ist einer von ihnen. Zum dritten Mal in Folge ist der ehemalige Fallschirmjäger der Bundeswehr mit dabei, und er kümmert sich liebevoll um seinen Schützling, der eine 24-stündige Pflege und Betreuung erfordert. Wolfgang spricht über die emotionalen Bindungen, die man im Laufe dieser Freizeit zu seinem Schützling aufbaut, die ihm auch die nötige Kraft für diese verantwortungsvolle Aufgabe gibt.
Doch es wird von Jahr zu Jahr schwerer, Betreuungspersonal zu finden, denn vom Betreuungsschlüssel 1:1 möchte und kann man nicht abrücken. Im letzten Jahr war die Freizeit noch drei Wochen lang, in diesem Jahr können nur zwei Wochen gestemmt werden, da es einfach an einer ausreichenden Zahl an Betreuenden fehlt. Von der Kapazität her könnten über 50 Kinder betreut werden, so Maria Kirchner, die Wirtin des Jugendgästehaus Lindenhof in Eben im Pongau, die diese Einrichtung gemeinsam mit ihrem Mann Josef in der zweiten Generation betreibt. Das Gästehaus, das seit 1970 Kinder aus Bundeswehrfamilien beherbergt, war von Anfang an auch auf Kinder mit Beeinträchtigungen eingestellt, speziell auf Rollstuhlfahrende. Seitdem wurde es immer weiter ausgebaut, mit einer eigenen Sporthalle, einer Kletterwand und einer großen Wiese vor dem Haus, die keine Wünsche offenlässt. Und das Ehepaar Kirchner kümmert sich liebevoll um seine Gäste, liest ihnen die Wünsche quasi von den Augen ab, einschließlich vielerlei kulinarischer Schmankerl. Das Jugendgästehaus Lindenhof ist mit seiner Ausstattung und seinen vielfältigen Möglichkeiten in der näheren Umgebung die ideale Freizeitstätte für Kinder mit körperlichen und/oder geistigen Beeinträchtigungen.
Das große ehrenamtliche Engagement und die Hingabe der Betreuenden sind beispielgebend
Höhepunkt an diesem Tag ist ein Heißluftballon, der auf der großen Wiese aufgeblasen wird, und in dessen Hülle alle Teilnehmenden des Besuchstages sich zu einem gemeinsamen Foto einfinden. Norbert Bahl, Bundesgeschäftsführer des BwSW, weist noch einmal auf die Notwendigkeit der Unterstützung dieser Aktionen hin, die sich fast ausschließlich über Spenden finanzieren. Prof. Dr. Eva-Maria Kern, die Präsidentin der Bundeswehruniversität München, und Generalarzt Dr. Andreas Hölscher von der Sanitätsakademie der Bundeswehr in München sind an diesem Tag die prominentesten Gäste und gleichzeitig Botschafter für die Sache des Sozialwerks und dessen Engagement für die Freizeiten von Kindern mit Beeinträchtigungen.
Nach der emotionalen Siegerehrung, bei der es natürlich nur Gewinner gibt, erhält jedes Kind eine Medaille, eine Urkunde und ein ganz besonderes, persönliches Geschenk. Die strahlenden Augen dieser Kinder in diesem Moment sind auch für die Betreuenden ein Geschenk und gleichzeitig Bestätigung für ihr wertvolles ehrenamtliches Engagement. Dann gibt es für alle zusammen ein schmackhaftes Grillbüfett, liebevoll zubereitet von Maria und Josef Kirchner, die für die Kinder mehr sind als nur die Gastgebenden im Jugendgästehaus Lindenhof. Und für einige Kinder geht es an diesem Abend noch weiter, der Besuch eines Fußballspieles von RB Salzburg steht auf dem Programm, gesponsert mit Freikarten. Während die Gäste nun wieder nach Hause fahren, geht ein langer, aber erfüllender Tag für die Kinder und ihre Betreuenden zu Ende. Und alle sind sie sich einig, im nächsten Jahr wollen sie wieder mit dabei sein.
Text: Dr. Andreas Hölscher