Fest im Sattel von Rostock nach Köln

06. Juli 2024 Bundeswehr-Sozialwerk Bereich Nord Bereich Ost Bereich Süd Bereich West Dienststellen Sonstige Gelegenheiten Berichte Spendenaktionen

Die Flugbereitschaft BMVg radelte für den guten Zweck

Sieben Stunden schlägt das Navi für eine Autofahrt von Rostock nach Köln vor. Die Flugbereitschaft fuhr die Strecke mit dem Fahrrad in sieben Etappen. Auf 830 Kilometern wurden elf Standorte der Bundeswehr angefahren, um auf die Situation von Menschen mit geistigen und/oder körperlichen Beeinträchtigungen aufmerksam zu machen. Alle gesammelten Spenden kommen der „Aktion Sorgenkinder in Bundeswehrfamilien des BwSW“ zugute. Dafür lohnte sich jeder Tritt in die Pedale.

Zum mittlerweile 8. Mal nahm sich die Flugbereitschaft BMVg dieser Aufgabe an. Seit 2017 wurden auf diesem Wege insgesamt fast 150.000 Euro gesammelt. Die Spendenradtour ist mittlerweile zur Institution geworden. Doch nur die Tour mit all ihren Fahrenden und Unterstützenden wäre nichts ohne die große Spendenbereitschaft der Bevölkerung. Freiwillig spendeten sie vorab an den angefahrenen Standorten, wo diese gesammelt bei Ankunft des Fahrerfelds übergeben wurden. Worte können nicht wiedergeben, welches Gefühl eine so beherzte Resonanz und Hingabe im Fahrerfeld nach allen Strapazen auslöst. Jeder Kilometer gegen den Wind, jeder Platten, jedes Schlagloch ist in diesem Moment auf den teils weit über 100 Kilometern langen Etappen vergessen.

Startschuss in Rostock (Video)

Startschuss in Rostock bei der Marine

Der „Startschuss“ zur diesjährigen Tour fiel am 4. Juni am Pier der Marine im 1. Korvettengeschwader in Rostock-Warnemünde standesgemäß aus. Mit dem lautstark ertönenden „Typhon“ genannten Signalhorn der Korvette „Ludwigshafen am Rhein“ wurde das Peleton mit maritimem Flair auf die Strecke geschickt. Zuvor sammelten sie bereits erste Spenden am Standort und vom ebenfalls ortsansässigen Marinekommando ein. Eine weitere Spende folgte beim Zwischenstopp am Fliegerhorst Laage.

Insgesamt 155 Kilometer später ging die erste Etappe beim Stab der Panzergrenadierbrigade 41 in Neubrandenburg zu Ende, wo ein weiterer Spendenscheck wartete. Der erste Tag alleine war bereits ein voller Erfolg.

Konzentration und Durchhaltewillen bedingen einander

Neben dem Küstenwind warteten auf die Fahrerinnen und Fahrer bei dieser Tour weitere Herausforderungen. Vom Berliner Stadtverkehr bis hin zu den einen oder anderen Erhebungen des Ruhrpotts – das Peloton war auf einige Unwägbarkeiten und Hürden gefasst. Es erforderte körperliche Leistungsfähigkeit und Willen, aber auch Konzentration und Durchhaltefähigkeit. „Wir sind alle Hobbysportler“, sagte Stabsfeldwebel Andreas Bader dazu, der das Fahrerfeld anführte. Für ihn gilt hier der gleiche Grundsatz wie beim militärischen Führen: Mit Vorbild voran! So sah man ihn die meiste Zeit vorne im Wind zusammen mit Hauptmann Max. Ein eingespieltes Team mit großem Ziel, bei dem der Grund dieser Spendenradtour immer im Vordergrund stand.

Die "Berlinetappe" (Video)

Ein Tag – vier Dienststellen

Nach Neubrandenburg stand nun mit 167 km die Königsetappe der Tour nach Berlin an, wo am Folgetag auf der so genannten “Berlinetappe” vier militärische Dienststellen angefahren wurden. Knapp 140 km wurden dabei in der Hauptstadt absolviert. Beim Planungsamt der Bundeswehr, dem Territorialen Führungskommando der Bundeswehr, dem Kommando Luftwaffe und in Potsdam beim Einsatzführungskommando der Bundeswehr gab’s „dicke“ Spendenschecks.

Zehntausende Bürgerinnen und Bürger begrüßen die Spendenradtour in Faßberg

Havelberg war Ziel des nächsten Tages. Das dort beheimatete Panzerpionierbataillon 803 erreichten die 14 Radsportler glücklich und zufrieden nach rund 157 km. Hier wurde ihnen ebenfalls ein Spendenscheck übergeben.

Nach einer Übernachtung und weiteren 155 km, von denen aus organisatorischen Gründen 90 km mit dem PKW zurückgelegt werden mussten, stand ein Besuch beim Tag der Bundeswehr in Faßberg an. Unter großem Beifall begrüßte das Publikum die Radfahrenden auf der großen Bühne, die dort einen weiteren symbolischen Scheck entgegennahmen.

Der Stellv. Bereichsgeschäftsführer Nord, Oberstabsfeldwebel Ingo Evers (li.) im Interview (Video)

Hinter jedem Projekt steht ein unsichtbares Team

Im Hintergrund der Tour hingegen standen die Soldatinnen und Soldaten, die allerdings entscheidend zum Erfolg der Veranstaltung beitrugen. Schließlich ist ein Projekt wie diese Spendenradtour ohne technische Betreuung oder Versorgung nicht möglich. Vom Koch bis zum Fahrer des Begleitfahrzeugs leisteten alle ihren Beitrag für den guten Zweck. Angeführt von Oberstabsfeldwebel (OStFw) Hans Holzmann verrichten sie geräuschlos ihren Dienst. „Die Unterstützung geistig und/oder körperlich beeinträchtigter Menschen ist ein gesamtgesellschaftliches Thema“, sagt Holzmann dazu. „Inklusion betrifft uns vielleicht nicht alle persönlich, aber es geht uns alle an. Dafür wollen wir alle unseren Beitrag leisten“, fasste er den Grund aller Anstrengungen zusammen. Der Schirmherr der Tour, Generalmajor Wolfgang Ohl, Abteilungsleiter Militärstrategie, Einsatz und Operationen im Bundesverteidigungsministerium, bewertet es ähnlich. „Nur der Teamgedanke kann dieses Vorhaben tragen. Dieses Jahr trägt er uns über 830 Kilometer durch Deutschland.“

Bericht aus Hilden (Video)

Das Ziel zum Greifen nah

Auf ihrer 6. und vorletzten Etappe der Spendenradtour der Flugbereitschaft BMVg erreichten die Fahrerinnen und Fahrer die Stadt Hilden – Heimat des Feldjägerregiments 2.

Mehr als 700 Kilometer hatten sie seit ihrem Start in Rostock bereits absolviert und das Ziel in Köln war zum Greifen nahe. Doch zuvor stand noch ein Termin beim Bürgermeister an, um sich gemeinsam ins Goldene Buch der Stadt einzutragen.

Beim Empfang in der Innenstadt standen Bürgerinnen, Bürger und Militär Seite an Seite für den guten Zweck ein. Die Spendenradtour sammelte für die „Aktion Sorgenkinder in Bundeswehrfamilien des BwSW“ und machte auf die Situation von Menschen mit geistig und/oder körperlichen Beeinträchtigungen aufmerksam. Das Feldjägerregiment 2 übernahm hier federführend die Initiative und machte diese gesamtgesellschaftliche Würdigung erst möglich. Dieser einzigartige Empfang bleibt in Erinnerung und bewegte.

Auch der Standort Hilden hatte für die „Sorgenkinder“ gespendet. Der Kommandeur des Feldjägerregiments 2, Oberst Thorsten Böer, überreichte die Spende an den Kommandeur der Flugbereitschaft BMVg, Oberst Stefan Schipke. Letzterer hatte es sich nicht nehmen lassen, an diesem Tage selber mit seinem Team in die Pedale zu treten. Auch Generalmajor Dr. Jan Kuebarth, Amtschef des Luftfahrtamts der Bundeswehr, startete ebenso wie Generalmajor Richard Frevel, Chef des Stabes Luftwaffentruppenkommando, im Fahrerfeld.
Die Spendenradtour verbindet über Dienstgrade und Teilstreitkräfte hinweg. Deswegen gilt immer: „Keine Gnade für die Wade und alles für den guten Zweck!“

Schlussspurt mit Regendusche

Nach über 800 km quer durchs Land und einer insbesondere für die Waden anspruchsvollen Woche war es dann am 11. Juni endlich soweit: Die Radfahrerinnen und Radfahrer bestritten in Begleitung von Generalmajor Frevel ihre letzte Etappe in Richtung Köln-Wahn. Unter lautem Beifall erreichte das gesamte Team wohlbehalten die Luftwaffenkaserne Wahn und wurde dort direkt mit einer kleinen Abkühlung begrüßt – erst in Form einer Regendusche durch die Feuerwehr und anschließend mit einem wohlverdienten, alkoholfreien Hefeweizen.

27.300 Euro feierlich an das Bundeswehr-Sozialwerk übergeben

Als das Team der Tour zwei Wochen später zur Übergabe der Spenden zusammenkam, herrschte feierliche Stimmung. Mit dabei: Der Schirmherr der Tour, Generalmajor Wolfgang Ohl, und der Bundesvorsitzende des Bundeswehr-Sozialwerks, Bernd Krämer. Stellvertretend sprach Generalmajor Ohl zunächst seinen Dank an alle Einzelspendenden, Standorte und private Organisationen aus, die sich mit ihren finanziellen Beiträgen beteiligten und damit das Engagement zu dem machten, was es war. „Mit großer Freude und tiefen Dank gegenüber den Spendern darf ich Ihnen das überreichen“, sagte er bei der Übergabe zu Bernd Krämer. „Wir wissen, dass Sie damit Gutes anfangen, dass Sie Not lindern.“

Gerührt nahm Krämer den symbolischen Spendenscheck über 27.300 Euro entgegen. „Wir brauchen diese Unterstützung, denn diese Einzelaktionen aus der Aktion Sorgenkinder sind ausschließlich spendenfinanziert“, erklärte er. „Wir haben eine steigende Hilfsbedürftigkeit. Das zeigt sich zum Beispiel darin, dass wir in den ersten fünf Monaten dieses Jahres über 30 Prozent mehr an Hilfsanträgen hatten als in den Vergleichsmonaten im Vorjahr.“

Oberst Schipke rundete das Ergebnis und Erlebnis für die Flugbereitschaft ab. „Die Spendenradtour ist ein Gemeinschaftserlebnis“, sagte er. Das Organisationsteam um OStFw Holzmann und OStFw Erik Lisken ist Kern dieses Gemeinschaftserlebnisses. Sie kochen, schleppen Gepäck und machen alles für die Fahrerinnen und Fahrer möglich.

Für das nächste Jahr bleibt abzuwarten, wie sich Tour und Strecke entwickeln. Ein Gastfahrer hat sich auf jeden Fall schon angekündigt. „Vielleicht fahre ich nächstes Jahr mal ein Stückchen mit“, sagte Bernd Krämer. Ob er die Spendensumme über die magische Grenze von 30.000 Euro hieven kann?

Text: Hauke Meier und BwSW, Bilder: Saskia Meike, Videos: Hauke Meier