Empathie, Engagement und Einzelfallarbeit
Einblicke in die Arbeit des Sozialdienstes in der Bundeswehr
Von M.H.
Wenn Dede Özkan über seine Tätigkeit als Sozialarbeiter im Sozialdienst spricht, wird schnell deutlich, dass diese facettenreich und anspruchsvoll ist.
Nach Fachhochschulreife, Wehrdienst und dem erfolgreichen Studium der Sozialarbeit an der Fachhochschule Düsseldorf mit ersten positiven Erfahrungen in der Jugendsozialarbeit ist er heute in Lahnstein tätig, wo der Sozialdienst des Bundeswehr-Dienstleistungszentrums Koblenz beheimatet ist.
In der Tat setzt die Tätigkeit als Sozialarbeiter oder Sozialarbeiterin eine qualifizierte Ausbildung auf tertiärem Niveau, also eine Hochschulausbildung im Rahmen der Studiengänge für Soziale Arbeit mit staatlicher Anerkennung oder einen vergleichbaren Abschluss voraus. Dass es sich bei den Studieninhalten keineswegs um graue Theorie handelt, kann er nach mehrjähriger Berufspraxis konstatieren. Als Experte für (Krisen-) Gesprächsführung, Fallanalyse, Ziel- und Interventionsplanung und deren Gestaltung sowie Evaluierung – um nur einige Kompetenzbereiche zu nennen – kann Dede Özkan dank seiner fundierten Ausbildung sehr individuell und differenziert auf die Bedürfnisse seiner Klientinnen und Klienten eingehen. Die Vorgehensweise ist immer Klienten orientiert und im Kontext ihrer spezifischen Situation und der zu bearbeitenden Thematik. Auch die individuelle Situation in der Organisation findet immer Berücksichtigung (Organisationsanalyse).
„In allen Lebenslagen für die Beschäftigten und deren Angehörige da sein!“
Wer kann die spezifischen Angebote des Sozialdienstes wie Beratung, Begleitung, Betreuung oder Krisenintervention in Anspruch nehmen?
Grundsätzlich steht der Sozialdienst der Bundeswehr allen Statusgruppen innerhalb der Bundeswehr und ihren Angehörigen für jedes Thema offen. Auch Versorgungsempfänger und Versorgungsempfängerinnen sowie Rentner und Rentnerinnen, die zuletzt Angehörige des Geschäftsbereichs BMVg waren, können auf die Angebote des Sozialdienstes zurückgreifen.

Hilfe zur Selbsthilfe
Sozialarbeit findet ausschließlich im Zusammenwirken von Menschen statt. Sie konzentriert sich auf einen gelingenden Lebensentwurf der Beteiligten innerhalb einer Gemeinschaft, wobei das Wohlbefinden des Einzelnen und die Würde der Beteiligten als prioritär gelten. Im Laufe der Jahre konnte Özkan immer wieder feststellen, dass die Einzelfallarbeit von zentraler Bedeutung ist. Sie ist „der Kern“ seiner Tätigkeit, die einer gesetzlichen Schweigepflicht nach § 203 StGb unterliegt und der Haltung verpflichtet ist, Klientinnen und Klienten mit Wertschätzung zu begegnen und ihre ganz unterschiedlichen Bedürfnisse zu respektieren. Somit stehen professionelle Methoden zu Kontaktaufnahme und Beziehungsaufbau, Situations- und Problemerfassung, Zielformulierung und Handlungsplanung regelmäßig im Fokus. Im Rahmen der intensiven Einzelfallarbeit erfahren Klienten und Klientinnen professionelle Unterstützung bei angestrebten Entwicklungs- und Veränderungsprozessen, die es den Einzelnen ermöglichen, besser mit der privaten oder beruflichen Umgebung zurechtzukommen und individuelle Lebensentwürfe bei zunehmender Autonomie zu realisieren.
Gibt es „typische“ Anliegen und Themen, die häufig an den Sozialdienst herangetragen werden? Die Menschen, denen er begegnet, sind sehr unterschiedlich, nicht aber die Themen und Probleme, die sie bewegen. So dominieren bei der jüngeren Klientel wirtschaftliche Sorgen und Nöte neben Beziehungsproblematiken durch Trennung, Scheidung und Sorgerechtsfragen. Psychische Probleme und Konflikte rund um die Kommandierungs-, Abordnungs- und Versetzungsthematik finden sich hingegen völlig altersunabhängig in den verschiedenen Dienststellen. Hinzu kommt die Unterstützung bei psychosozialen und gesundheitlichen Problemen wie etwa Sucht- und Suizidgefährdung. Nach Özkans Erfahrung sind gerade psychosoziale Notlagen besonders zeitintensiv und erfordern auch schon einmal unkonventionelle oder proaktive Vorgehensweisen wie beispielsweise das persönliche Aufsuchen der Betroffenen in ihrer häuslichen Umgebung. Themenbezogene Seminare und Vorträge wie zum Beispiel das Seminar für ausscheidende Berufssoldaten und Berufssoldatinnen und zivile Beschäftigte runden des Angebot des Sozialdienstes ab.

Professionalität an erster Stelle
Die sehr vielschichtigen Tätigkeitsfelder beim Sozialdienst der Bundeswehr können nur dann qualitativ hochwertig bearbeitet werden, wenn neben der umfassenden Ausbildung der Mitarbeitenden auch die Standards und Rahmenbedingungen professionell gestaltet sind. Die laufende Weiterbildung zum Erhalt, zur Pflege und Weiterentwicklung der eigenen Qualifikation ist hier ein integraler Bestandteil des Qualitätsmanagements.
Im Rahmen eines regelmäßigen Supervisionsangebotes für die eigene Psychohygiene und Stärkung der Kompetenz im Berufsalltag wird die Professionalität der Arbeit sichergestellt. Für Sozialarbeiter und Sozialarbeiterinnen besteht ein fest verankertes Weiterbildungsangebot und Supervisionsbudget. Fortbildungen, beispielsweise in Schuldnerberatung oder Trauerbegleitung und Seminare zur Psychohygiene dienen dazu, bestmögliche Unterstützung zu realisieren und den Bedürfnissen gerecht zu werden. Auch Dede Özkan nimmt die Supervisions- und Weiterqualifizierungsangebote regelmäßig wahr, „um der Klientel so effektiv wie möglich zu helfen. Das ist auch im Rahmen der Netzwerkarbeit zum Wohle der Menschen in den einzelnen Dienststellen und der Dienststelle als kleinstes Gemeinwesen sehr wichtig.“
Zu diesem leistungsfähigen Netzwerk gehören beispielsweise das Psychosoziale Netzwerk (PSN), das Netzwerk der Hilfe, die Deutsche Härtefallstiftung, andere Organisationseinheiten innerhalb der Bundeswehr sowie Organisationen und Institutionen außerhalb der Bundeswehr. In enger Kooperation wird mit Gremien, Funktionstragenden der Dienststellen wie militärische und zivile Gleichstellungsbeauftragte, Personalrat, Schwerbehindertenvertretung und Militärseelsorge intensiv zusammengearbeitet. Auch das Bundeswehr-Sozialwerk verbindet mit dem Sozialdienst eine langjährige erfolgreiche Zusammenarbeit im Interesse der Unterstützung Suchenden.