Das kleine Netzwerk, das Großes leistet

17. November 2021 News Bereich Nord Bereich Ost Bereich Süd Bereich West

Treffen an der Mosel diente dem Erfahrungs- und Gedankenaustausch / Die schnelle Flutopfer-Hilfe stand diesmal im Fokus

Von Helmut Michelis

Nur wenige dürften den „von Rohdich’schen Legatenfonds“ kennen. Aber etliche Menschen verdanken dieser traditionsreichen Stiftung eine unbürokratische Unterstützung in höchster Not. Letzteres gilt auch für die anderen Organisationen im „kleinen Netzwerk der Hilfe“, die sich jetzt im Hotel Lindenhof des Bundeswehr-Sozialwerks (BwSW) an der Mosel zu einer weiteren Tagung getroffen haben. Diesmal stand die Hilfe für Flutopfer im Mittelpunkt: Hunderte Anträge sind geprüft und Millionen Euro in extrem kurzer Zeit an Betroffene ausgeschüttet worden – lautlos, aber wirkungsvoll.

Zum Auftakt des jährlichen Treffens, das regelmäßig zum Erfahrungs- und Gedankenaustausch genutzt wird, gab der Bundesvorsitzende des BwSW, Oberst a.D. Peter Dormanns, einen ungeschminkten Überblick über die Auswirkungen der Pandemie auf seine Einrichtung. Dies ergänzte der Bundesgeschäftsführer des BwSW, Regierungsdirektor Norbert Bahl, durch die Feststellung, dass „Corona ein Debakel für unsere Häuser ist. Wir finden zurzeit nicht mehr das Personal, was wir zu deren Betrieb benötigen.“ Auch die Mitgliederwerbung sei nur eingeschränkt möglich gewesen; durch fehlende Neuzugänge habe es Einnahmeverluste in Millionenhöhe gegeben.

Trotz dieser kritischen Töne war Optimismus an diesem 9. September 2021 angesagt: Dormanns und Bahl freuten sich gemeinsam mit allen Anwesenden, dass das Großkonzert mit dem Ausbildungsmusikkorps der Bundeswehr am 12. November in Bonn zugunsten der Aktion „Hochwasserhilfe“ stattfinden kann. Regierungsamtsrätin Andrea Birkhölzer, Sachgebietsleiterin Innere Revision, ergänzte dieses spezielle Engagement mit beeindruckenden Zahlen: Von 280 Anträgen seien bereits 227 abschließend bearbeitet und rund 240.000 Euro ausgeschüttet worden. Oberst a.D. Dormanns resümierte: „Wir können mit Stolz auf diese Aktion schauen.“

Vorsitzender Oberst a.D. Peter Utsch berichtete über Aktuelles aus dem Aufgabenbereich des von Rhodich’schen Legatenfonds, dessen Geschichte wohl beispiellos ist: Als im Jahr 1796 der preußische Kriegsminister und General der Infanterie Friedrich Wilhelm von Rohdich verstarb, hinterließ er sein Vermögen dem Bataillon Grenadier-Garde. Daraus entstand die heutige Stiftung des öffentlichen Rechts, die von Aktiven und Ehemaligen des Wachbataillons Berlin getragen wird. Sie setzt sich für das Wohl unverschuldet in Not geratener Soldatinnen und Soldaten sowie ziviler Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Bundeswehr und deren nächster Angehörigen ein. Utsch, Kommandeur des Wachbataillons BMVg von 2002 bis 2004, wurde in Brauneberg von Geschäftsführer Hauptmann a.D. Ernst Schüßling begleitet, der diesem Bataillon von 2001 bis 2016 angehört hat.

Für die Deutsche Härtefallstiftung, die ebenfalls mehr im Hintergrund tätig ist, sprach deren Geschäftsstellenleiter Philip Kraft. Zweck der Stiftung, der jährlich vom Bund 1,75 Millionen Euro als sogenanntes Verbrauchsvermögen zur Verfügung gestellt wird, ist vor allem die Unterstützung von Aktiven und Ehemaligen der Bundeswehr und der Nationalen Volksarmee der DDR außerhalb des geltenden Versorgungsrechts. In besonderen Härtefällen, die aufgrund der Ausübung der dienstlichen Pflichten entstanden sein könnten, soll Hilfe geleistet werden, was offenkundig bestens funktioniert: Seit der Gründung der Stiftung seien Antragstellerinnen und Antragstellern bereits mehr als zehn Millionen Euro an Unterstützungsleistungen gewährt worden.

Die Härtefall-Stiftung ist eng mit dem Soldatenhilfswerk der Bundeswehr e. V. verbunden, das ebenfalls bei Unglücken, Unfällen, Krankheiten oder anderen Schicksalsschlägen unterstützt. Dies umfasst auch Hilfen für im Einsatz zu Schaden gekommene oder gefallene Soldaten und deren Angehörige. Für diesen gemeinnützigen Verein berichtete dessen Geschäftsführer Oberstleutnant a. D. Hans-Joachim Dostert. Diesmal in der Runde nicht vertreten war der Deutsche BundeswehrVerband, der sich wegen Terminüberschneidungen ausnahmsweise abmelden musste.

Eifrig diskutiert wurde unter anderem darüber, bei den Urlaubsangeboten mehr in barrierefreie Mobilwohnheime und barrierefreie Spielplätze zu investieren, und wie die kostenintensive Unterstützung von Therapiehunde-Ausbildungen zu bewerten ist. Genug Gesprächsstoff für die nächste Zusammenkunft blieb übrig – auf den Lorbeeren ausruhen will sich schließlich niemand in dieser Runde.