Das BAPersBw „kann Krise“

28. Juni 2021 News Bereich Nord Bereich Ost Bereich Süd Bereich West

Generalmajor Gunter Schneider mit einer Corona-Bilanz

von Peter Dormanns

In einem Interview stellte sich der Vizepräsident des Bundesamtes für das Personalmanagement der Bundeswehr (BAPersBw) den Fragen des Bundesvorsitzenden des Bundeswehr-Sozialwerks, Peter Dormanns. Darin ging es neben den vielfältigen nachhaltigen Auswirkungen der Pandemie auf die Arbeitswelt des BAPersBw auch um die veränderte gesellschaftliche Wahrnehmung der Bundeswehr und deren Ausstattung.

Herr General, Sie sind seit April 2019 Vizepräsident des Bundesamtes für das Personalmanagement der Bundeswehr. Von der Personalgewinnung und -entwicklung über den Personalservice und Fürsorgeleistungen leistet das BAPersBw als Personaldienstleister unserer Streitkräfte einen sehr wichtigen Beitrag für die Einsatzfähigkeit der Bundeswehr.  Welchen Einfluss hat die Corona-Krise auf Sie und Ihre Arbeit zurzeit?

Die Corona-Krise hat uns im gesamten Geschäftsbereich des BAPersBw hauptsächlich zu Beginn der Pandemie klare Grenzen hinsichtlich der eigenen Arbeitsfähigkeit, im Präsenz- wie im Homeoffice-Modus, aufgezeigt. Ganz besonders herausfordernd war dabei die Phase des ministeriell angewiesenen „De-Facto-Lockdowns“ im Zeitraum von Mitte März bis einschließlich Juli 2020 einhergehend mit einer nicht ausreichend vorhandenen mobilen IT-Ausstattung, was einem Großteil unserer Mitarbeitenden das Arbeiten von Zuhause verwehrt hat. Damit waren wir gezwungen, uns auf die Durchführung von Kernaufgaben des Personalmanagements zu beschränken. Diese Rahmenbedingungen haben sich seitdem jedoch deutlich verbessert. Mit einem bisher sehr gut funktionierenden, amtsinternen Corona-Hygiene- und Schutzkonzept und einer jetzt deutlich verbesserten Ausstattung insbesondere mit mobil nutzbarer IT, hat sich unsere Arbeitsfähigkeit in einem Mix aus Präsenzbetrieb und Home-Office signifikant gesteigert, sodass wir aktuell unseren Aufgaben zum weit überwiegenden Teil nachkommen können, auch wenn wir sicherlich weiterhin mit Einschränkungen leben müssen.

Krisen bieten, so heißt es, auch immer die Möglichkeit, Dinge neu zu denken. Glauben Sie, dass die Pandemie trotz aller großen Herausforderungen auch Chancen für die Bundeswehr bieten kann? Könnte COVID-19 und die bundesweit umfangreich geleistete Amtshilfe Ihrer Meinung nach dazu führen, dass die Bundeswehr vielleicht sogar als Arbeitgeber attraktiver wahrgenommen wird?

Ganz gewiss sorgt unsere Unterstützung im Rahmen der Hilfeleistung Corona dafür, dass wir als Bundeswehr in der Gesellschaft nochmal deutlicher wahrgenommen und anerkannt werden. Für Viele in der Gesellschaft bekommt die Bundeswehr durch den engagierten Amtshilfe-Einsatz unserer Soldatinnen und Soldaten, wie auch unserer zivilen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Gesundheitsämtern, Impfzentren, Alten- und Pflegeheimen und anderen zivilen Einrichtungen im wahrsten Sinne des Wortes „ein Gesicht“ und rückt uns ein gutes Stück mehr als sonst in den Fokus der Wahrnehmung. Unsere Unterstützung wird gesellschaftlich mit großer Dankbarkeit angenommen. Dieses Stimmungsbild nehme ich jedenfalls durchgängig wahr, wenn ich unsere Amtsangehörigen vor Ort bei der Durchführung des jeweiligen Unterstützungsauftrags besuche. Ich würde mich sehr freuen, wenn sich diese Aufmerksamkeit gegenüber unserer Bundeswehr als beständig erweist und mit Abflauen der Pandemie und der Beendigung unserer Unterstützungsleistungen nicht sofort wieder in das „freundliche Desinteresse“, wie es ein ehemaliger Bundespräsident einmal treffend formuliert hat, wie zu Vor-Corona-Zeiten umschlägt. Ob sich der engagierte und erfolgreiche Amtshilfeeinsatz der Bundeswehr im Rahmen der Personalgewinnung dann auch in gesteigerten Bewerbendenzahlen niederschlägt, bleibt in den nächsten Wochen und Monaten abzuwarten. Im Übrigen war die Bundeswehr auch vor dem aktuellen Amtshilfeeinsatz bereits ein attraktiver Arbeitgeber.    

Die Bundeswehr ist seit 2016 auf einem personellen Wachstumskurs – und das vor dem Hintergrund rückläufiger demographischer Zahlen. Vor welchen Herausforderungen steht das BAPersBw? Und welche Ziele haben Sie sich – vor dem Hintergrund der weiterhin nicht eingedämmten Pandemie – für das Jahr 2021 gesetzt?

Seit Start der Trendwende Personal in 2016 ist es dem BAPersBw trotz der immer spürbarer werdenden demographischen Entwicklung und dem zunehmenden Konkurrenzdruck durch zivile Arbeitgeber auf dem Bewerbendenmarkt gelungen, einen personellen Aufwuchs von insgesamt ca. 9.000 Zeit- und Berufssoldaten zu realisieren. Mit Beginn der Pandemie im März 2020 war uns schnell klar, dass eine friktionslose Fortsetzung dieser Erfolgsgeschichte so nicht möglich sein würde. Trotz erheblicher Beeinträchtigungen durch die Corona-Pandemie konnte das BAPersBw dank des großen Engagements und der ausgeprägten Leistungsbereitschaft unserer Mitarbeitenden jedoch auch in 2020 einen personellen Aufwuchs im niedrigen dreistelligen Bereich für die Bundeswehr erzielen. Selbstverständlich setzt das BAPersBw auch im laufenden Jahr alles daran, den Dienstpostenbesetzungsstand in allen Bereichen der Bundeswehr weiter zu verbessern und den personellen Aufwuchs der Bundeswehr fortzusetzen. Wie sich dieser konkret gestalten wird, lässt sich jedoch angesichts der fortdauernden Auswirkungen der Pandemie derzeit schwer prognostizieren.

Viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vermissen die Gespräche auf den Fluren, den gemeinsamen Kaffee in der Küche oder Besprechungen zur Ideenfindung. Wann, so glauben Sie, werden alltägliche Situationen, wie diese, wieder möglich sein? Oder wird sich die Arbeit im Bundesamt durch die Digitalisierung und Homeoffice dauerhaft verändern?

Aktuell arbeiten im Geschäftsbereich BAPersBw ca. 60 Prozent der Mitarbeitenden im Homeoffice und ca. 40 Prozent im Präsenzbetrieb. Dass bei vielen unserer Mitarbeitenden nach Monaten der pandemiebedingten, gerade auch persönlichen Einschränkungen verbunden mit dem Arbeiten ausschließlich im Homeoffice und einem zumindest latent vorhandenen Gefühl des „Eingesperrtseins“ und sozialer Isolation der starke Wunsch nach Normalität im Alltag und damit auch im Arbeitsleben besteht, kann ich sehr gut nachvollziehen. Eine Rückkehr an den Arbeitsplatz in großer Zahl und damit eine deutliche Erhöhung der Präsenz hier vor Ort im BAPersBw kann ich mir aber erst dann vorstellen, wenn ein ganz großer Teil unserer Mitarbeitenden geimpft ist. Dies hängt jedoch entscheidend von der ausreichenden Verfügbarkeit von Impfstoffen ab. Wann dies soweit sein wird, bleibt abzuwarten. Jetzt eine gesicherte „zeitliche Rückkehrprognose“ abzugeben, verbietet sich daher. Wir müssen uns deshalb unverändert in Geduld üben und die ausgebrachten Schutz- und Hygienekonzepte weiter konsequent umsetzen. Ich persönlich bin davon überzeugt, dass die Pandemie die gesamte Arbeitswelt, wie wir sie vor der Pandemie kannten, grundlegend verändern wird. Es wird grundsätzlich kein Zurück zur Arbeitsnormalität, wie zu Vor-Corona-Zeiten, geben. Die Pandemie wird damit auch das BAPersBw bleibend verändern. Es liegt dabei an uns, die richtigen Schlüsse und Folgerungen aus dem Pandemiegeschehen für unser Bundesamt zu ziehen. Wichtiger Antrieb wird dann sein, dass alle Mitarbeitenden in der Pandemie Digitalisierung tatsächlich erlebt haben – bspw. im Rahmen von digitalen Konferenzen und Besprechungsformaten oder kleineren Software-Tools, die das Arbeiten und Abstimmen erleichtern. Der abstrakte Begriff „Digitalisierung“ hat Leben eingehaucht bekommen. Das alles wird nachhaltigen Einfluss darauf nehmen, wie wir zukünftig arbeiten wollen.

Welche Botschaft geben Sie den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mit auf den Weg, um gut durch die gegenwärtige Krise zu kommen?

Zuallerst einmal danke ich allen Mitarbeitenden unseres Amtes für die während der Pandemie bisher gezeigte Haltung und das vorbildliche Engagement. Dies hat uns bis jetzt gut durch diese Krise gebracht und dafür gesorgt, dass wir unseren Kernauftrag - das Herstellen und Halten der personellen Einsatzfähigkeit der Bundeswehr - auch unter Pandemiebedingungen erfüllen konnten. Das BAPersBw „kann Krise“ - dies ist auch für die Leitung des Amtes gut zu wissen und macht mich auch stolz! Insofern brauchen unsere Männer und Frauen, egal ob in zivil oder in Uniform, keine besondere Botschaft, außer: weiter so!        

Herr General, wir danken Ihnen für das Gespräch.