CARE – Unterstützung von Familien in Belastungssituationen mit digitalen Medien
Studierende der Universität der Bundeswehr München helfen mit medienpädagogischen Angeboten
Ein Gastbeitrag von Prof. Dr. Manuela Pietraß, UniBw München
„Noch nie hat meinem Sohn Schule so viel Spaß gemacht…“, „…meine Tochter ist froh, dass ihre Mutter wieder Mutter ist und nicht mehr Lehrerin“. Solche Rückmeldungen sind Freude und Lohn des Einsatzes für das Team von CARE. Das Akronym steht für Concept for Advancement and Reinforcement in Education und soll ausdrücken, dass es Hilfe für Familien in Belastungssituationen anbietet. Hilfe ist dabei nicht allein im Sinne von helfen zu verstehen, bei CARE hilft man sich auch gegenseitig im Sinne von Weiterentwicklung durch Wissen und von gegenseitiger Unterstützung. Solche peer to peer-Hilfen sind in sozialen Medien nicht ungewöhnlich, man denke nur an sogenannte Erklärvideos oder das Crowdfunding.
Das Projekt wurde von der Bundeswehr – unter Leitung der Universität der Bundeswehr München und begleitet von der Beauftragten Vereinbarkeit Familie und Beruf/Dienst Bw – für die Familien von Bundeswehrangehörigen aufgebaut. Diesen Familien zu helfen, war das Anliegen der Bundesministerin der Verteidigung. CARE richtet sich deswegen an Familien mit schulpflichtigen Kindern. Homeschooling hat die Notwendigkeit von Unterstützung gesteigert, doch gibt es bei der Bundeswehr spezifische Gründe, die belastend für Familien sein können, wie Auslandseinsätze und Alleinerziehung während des Auslandseinsatzes eines Elternteiles oder auch das Pendeln zwischen Dienst- und Wohnort.

Um in solchen Situationen zu helfen, entwickelte die Bildungswissenschaftlerin und Medienpädagogin Prof. Dr. Manuela Pietraß ein Konzept, das vollständig auf digitalen Medien aufgebaut ist. Denn mit ihnen ist es möglich, rasch und ohne die Probleme des sozialen Distanzhaltens während der Pandemie, eine Struktur zu nutzen, die Kommunikation, Wissensvermittlung, Lehren und Lernen ermöglicht. Das Projekt wird wissenschaftlich begleitet. Es setzt medienpädagogische Konzepte in einer digitalen Medienwelt um und untersucht bildungswissenschaftliche Fragestellungen einer neuen (Medien-)Lernkultur.
Das Programm umfasst drei Schwerpunktbereiche: Information, Beratung, Vernetzung. CARE nutzt dazu Anwendungen und Angebote, bei denen möglichst vermieden wird, dass soziale Daten gesammelt und im Interesse Dritter weiterverwertet werden.
„Schule daheim“ und „Kreativ mit Medien“
Auf der CARE-Homepage sind Links zu Homeschooling-Portalen wie Schule daheim vom Bayerischen Rundfunk und zu pädagogisch hochwertigen Angeboten zur Freizeitgestaltung zu finden. Beispielsweise leitet „Kreativ mit Medien“ vom JFF-München (Anm. d. Red.: Jugend, Film, Fernsehen e.V.) dazu an, wie man mit dem Smartphone Filmtricks erzeugen kann. Auch sind dort wichtige Informationen zu finden, um Eltern beim kompetenten Medienumgang ihrer Kinder zu unterstützen und es finden sich qualitativ hochwertige Angebote zur Mediennutzung in der Freizeit. Die Links wurden vom CARE-Team danach geprüft, ob sie aus der öffentlichen Hand finanziert wurden und/oder ob sie einer fachlichen Qualitätssicherung unterliegen. Denn Ziel ist nicht Quantität, sondern Qualität: Eltern und Kinder sollen sich auf der klar strukturierten Webseite gut zurechtfinden können, die kontinuierlich wächst.
Studierende helfen Schülerinnen und Schülern beim Lernen
Während die Webseite öffentlich ist, sind die über Videokonferenzsoftware vermittelten Angebote teilnehmerbegrenzt und nur für Angehörige der Bundeswehr zugänglich. Hier wird interaktiv Betreuung und Beratung gegeben.
Per Videokonferenz findet auch die Online-Lernhilfe statt, die besonders an Familien mit Problemen beim Homeschooling gerichtet ist. Die Lernhilfe wird von Studierenden der Universität der Bundeswehr angeboten. Es ist nicht Nachhilfe, die hier stattfindet, sondern die Schüler und Schülerinnen werden bei ihrem Lernprozess unterstützt und sollen lernen, wie man lernt. Ein- bis zweimal pro Woche treffen sich die Studierenden mit den Kindern und Jugendlichen. Es ist beeindruckend zu sehen, mit welchem Verantwortungsbewusstsein und auch Wunsch, den Kindern zu helfen, sich die studierenden Soldatinnen und Soldaten einsetzen. Es wird ganz deutlich: Helfen und die Idee des Dienstes für andere sind ihnen nicht nur Wort, sondern auch Tat.
Solidarität zeigen auch die Referenten und Referentinnen der Vortragsreihe. Häufig selbst im Bereich Betreuung tätig, insbesondere dem Sozialdienst, vermitteln sie in nur 20 Minuten praxisbezogene Einblicke in ihre Fachgebiete. In der anschließenden Beratung stehen sie für Fragen zur Verfügung und geben praktische Tipps, wie zum Umgang mit Konflikten oder wie man suchtartigen Medienkonsum bei Heranwachsenden erkennen kann. Eine Anmeldung ist möglich unter care@unibw.de und die Informationen werden auch über die diversen Betreuungseinrichtungen bekannt gegeben. Die Kurzvorträge selbst werden aufgezeichnet und können auf der CARE-Homepage abgerufen werden.
Attraktive Angebote wie Yoga für Kinder
Über digitale soziale Vernetzung sollen sich die Familien untereinander unterstützen, was über den BwMessenger ermöglicht wird. In den CARE-Räumen findet gegenseitiger Austausch statt, es werden Projektinformationen gegeben. Hier sollen z. B. Familien die Möglichkeit finden, nicht mehr benötigte Hardware oder praktische Tipps beim technischen Medienumgang auszutauschen. Ein besonders engagiertes Anliegen ist die/der Online-Kita/Hort. Hier gab es bereits sehr attraktive Angebote wie Yoga für Kinder, eine Kinderbuchautorin las aus ihren eigenen Büchern vor und beantwortete Fragen. Aber auch Basteln oder Kuchen verzieren könnten Möglichkeiten sein, die man vor der Kamera ausführt, um andere teilhaben zu lassen. Die Kinder erhalten hier durch digitale Präsenz Ansprache, die Eltern wissen, dass ihre Kinder für eine gewisse Zeit sozusagen betreut sind und können sich z. B. ungestört Aufgaben im Homeoffice widmen (BwMessenger Stichwort CARE).
CARE soll nicht die bestehende analoge Beratung und analoge Möglichkeiten der Freizeitgestaltung oder der Kinderbetreuung ersetzen, sondern ergänzen und vor allem dann greifen, wenn keine Möglichkeit besteht, Menschen zu sehen, Orte aufzusuchen: Gründe dafür können Krankheit sein, Kita- und Schulschließungen, Auslandsaufenthalte oder ganz einfach Zeitprobleme, wie sie besonders in Belastungssituationen auftreten.
Dabei auf digitale Medien auszuweichen wurde möglich im Zuge der Pandemie: Durch die Lockdowns musste die Gesellschaft es lernen, wo immer möglich auf Ortswechsel zu verzichten, auf Präsenzkommunikation zu verzichten und stattdessen digital zu kommunizieren. Insofern war die Realisierung des Projektes CARE Management in einer Krisensituation für Krisensituationen. Deswegen ist alles so unkompliziert und unbürokratisch wie nur irgend möglich angelegt.
Wer Neues von CARE erfahren will, wie Freizeittipps für unwirtliches Wetter, kann sich für den Newsletter anmelden unter care@unibw.de, eine Mailingliste, aus der man formlos jederzeit wieder gelöscht werden kann.
Ein Profilmerkmal von CARE ist, dass es von jenem Wert der Bundeswehr, der sie wesentlich auszeichnet gegenüber anderen Institutionen, mitgetragen ist – in einem neuen Gewand der digitalen Medienkultur: der Kameradschaft. Wenn Bundeswehrangehörige Bundeswehrangehörigen helfen, dann gilt #care4bw!