Auf schnellen Sohlen gegen Corona unterwegs
Mitarbeiterin des Bundeswehr-Sozialwerks engagiert sich im Impfzentrum in der Kölner Messe
Auf den ersten Blick ist es das übliche, scheinbar chaotische Gewusel ungezählter Menschen und parkplatzsuchender Autos auf dem Messegelände in Köln. Doch wo sonst normalerweise Zehntausende zur „Art Cologne“, zur „Photokina“, zur „Anuga“ oder zur „Didacta“ strömen, dreht sich jetzt alles um den Kampf gegen „Corona“: Hier auf der rechten Rheinseite hat die Stadt Köln ein großes provisorisches Impfzentrum eingerichtet. Und mittendrin, im ersten Stock in Halle 4, arbeitet Dagmar Brühl.


Die Euskirchenerin ist normalerweise beim Bundeswehr-Sozialwerk (BwSW) in Bonn tätig, genauer: im Sachgebiet „Revision und Controlling“. „Wir sind in diesem Schachspiel die Läufer“, beschreibt sie ihre Aufgabe - was wörtlich zu nehmen ist: Bis zu 15 Kilometer täglich legt die sportliche Frau pro Schicht zurück; Laufschuhe sind daher neben der obligatorischen Schutzmaske ein wesentliches Teil ihrer „Arbeitskleidung“. Denn Dagmar Brühl übernimmt den schnellen und sicheren Transport der aufbereiteten Spritzen. Ihr Weg führt immer wieder von einem der Kühlschränke der Container-Apotheke in die zahlreichen einzelnen Zellen, in denen auf derselben Etage nonstop die Ärzte arbeiten. Ein grünes Licht vor dem Eingang zeigt jeweils unübersehbar an, wenn dort wieder Impfstoff benötigt wird. Zurück geht es mit den leeren Impfdosen, die sie anschließend wieder desinfizieren muss. Dabei kommt Dagmar Brühl ihr Hobby zugute: Konditionsprobleme hat die in der Sportschule der Bundeswehr in Warendorf ausgebildete „Fachsportleiterin Gesundheitssport“, die sich auch privat als Übungsleiterin in einem Verein engagiert, selbst nach vielen Stunden fordernden Dienstes nicht.

„Das ist Fließbandarbeit, auch wenn das keiner der Anwesenden so empfindet“, meint Brühl, die sich die sorgfältige Kontrolle und den Transport der jeweils sechs vorbereiteten Spritzen in einer durchsichtigen Plastikdose mit zwei bis vier Kolleginnen teilt. Sie gehören zum insgesamt 40-köpfigen Team der Bundeswehr, das auf dem Messegelände in zwei Schichten in Amtshilfe unter Leitung der Feuerwehr und der Kassenärztlichen Vereinigung mit dafür sorgt, dass alles reibungslos abläuft - nicht selbstverständlich bei den täglich rund 6.000 Menschen, die dort gegen das Virus geimpft werden.
Dagmar Brühl hat sich sofort gemeldet, als die Bundeswehr Freiwillige für diese Aufgabe suchte. „Ich wollte helfen. Das hat ja auch eine enge Beziehung zu unserem Bundeswehr-Sozialwerk, wo es ebenfalls darum geht, unbürokratisch dort zu helfen, wo es gerade nötig ist.“ Ihre Sachgebietsleiterin gibt ihr dazu die nötige Rückendeckung: Schließlich fällt sie einen Monat lang für ihre eigentliche Arbeit aus, dann übernimmt dort in der Messe eine Kollegin des BwSW.
„Es ähnelt hier einem Feldlager der Bundeswehr: Improvisation ist Trumpf. So ist über Nacht eine weitere Impfstraße aufgebaut worden, um dem Andrang gerecht zu werden“, berichtet Dagmar Brühl, die auch über Ostern gegen Corona im Einsatz war. Das Messegelände am Rhein biete dazu ideale Voraussetzungen: Die Menschenströme lassen sich gut leiten, Parkplätze sind ausreichend vorhanden, und die Warte- und Beratungszonen können großzügig angelegt werden. Stolz ist die 52-Jährige darauf, dass sie mit dazu beiträgt, dass keine Spritze vernichtet werden muss. „Notfalls wird gegen Abend, wenn es jedes Mal etwas turbulenter wird, noch ein Empfangsberechtigter angerufen.“ Da heiße es, bis zur letzten Minute genau den Überblick zu behalten.

Viel Zeit für Kontakte mit den Besuchern bleibt nicht. Aber die Anerkennung sei trotz des intensiven Betriebs und der emotionalen Belastung der Menschen immer wieder spürbar, meint Dagmar Brühl. Ganz konkret wurde das bei einer älteren Dame, die sie und Kolleginnen anhielt, ihre Tasche öffnete und als süßes Dankeschön Pralinen verschenkte. Deshalb bereue sie ihre Zeit im Messezentrum nicht, betont die BwSW-Mitarbeiterin. „Wenn das vielleicht auch etwas merkwürdig klingen mag: Es ist uns allen doch Herzensanliegen, ein ganz klein wenig die Welt zu retten.“