83 Zimmer - 156 Betten und 18 „Gute Geister“
Hinter den Kulissen von „Haus Wiesenthal“ im Erzgebirge
Von Dietmar Jeserich
Nahe am Zentrum Oberwiesenthals steht ein großer Hotelbau auf einem ausgedehnten Grundstück mit großen Terrassen, Grillplatz, Spielfeldern, Wiesengelände und einem Nebengebäude – „Haus Wiesenthal“, das größte Haus des Bundeswehr-Sozialwerks. Sommer wie Winter wird für Familien ein vielfältiges Freizeitangebot zum Entspannen und zum Erholen oder die Basis für Aktivurlaub geboten. Dienstliche Veranstaltungen und Seminare finden hier ebenfalls statt. Auch für Freizeiten für Menschen mit Beeinträchtigungen ist „Haus Wiesenthal“ die ideale Location.
Zufriedene Gäste, begeisterte Kinder - die meisten kommen wieder. Was aber verbirgt sich hinter den Kulissen - in Küche, Keller und Büro? Wer führt ein solches Haus und wie macht man das?

„Wir sind derzeit 11 Vollzeit- und 7 Teilzeitkräfte“, erklärt Daniel Herold, seit 2019 der Geschäftsführer des Hauses. Seine Stellvertreterin Lenka Vostatkova und er sorgen mit der Unterstützung von 4 Köchen, 2 Haustechnikern, 6 Servicekräften und den 4 Damen im Housekeeping für das Wohlbefinden der Gäste und das reibungslose Funktionieren des Hauses. Sie alle sind ein langjährig eingespieltes Team und alle können sich aufeinander verlassen. „Die täglichen Herausforderungen und unerwartete Probleme treten oft übergreifend auf und wir lösen sie gemeinsam“, schildert Herold. Als seine wichtigste Tätigkeit bezeichnet er die Mitarbeiterführung: „Wenn wir Freude an unserer Arbeit haben, vermittelt sich das auch den Gästen. Wir fühlen uns als große Familie und ergänzen uns bei unseren Aufgaben!“
Herausfordernd ist die Feriensaison, wo das Haus über Monate fast vollständig ausgebucht ist. Im September und Oktober liegt der Schwerpunkt bei Tagungen und Seminaren. Besonders herausragend ist die Zeit über Weihnachten und Silvester und die anschließende Wintersaison bis in den März hinein. „Dann kommen Zustellmöglichkeiten von Betten für unsere jüngsten Gäste dazu.“
Nach Befriedigung streben und gemeinsame Lösungsansätze suchen
Der Kopf: das Büro. Daniel Herold, der seine erste Berührung mit der Bundeswehr als Grundwehrdienstleistender beim Gebirgsjägerbataillon 571 hatte, ist gelernter Tourismusfachwirt und Restaurantfachmann. Tägliche Herausforderungen sind die Lösungen „kleinerer“ technischer Probleme. Große Sachen wie der Ausfall der Abwasseranlage oder die Sanierung der Fassade und die behindertengerechte Erneuerung der Rollstuhlrampe bei vollem Betrieb sind Gott sei Dank selten zu bewältigen. „Aber ganz im Ernst“, meint Herold, „mit 11 Vollzeit- und 7 Teilzeitkräften ein Haus dieser Größe zu führen, verlangt in erster Linie die volle Aufmerksamkeit fürs Personal!“ So steht die Mitarbeitermotivation für Lenka Vostatkova, Restaurantfachfrau und Bürokraft, und ihn an erster Stelle. „Immer nach Befriedigung streben und immer gemeinsame Lösungsansätze suchen“, ist ihre Devise für den Umgang mit den Mitarbeitenden. Das wirkt sich aus! Fluktuation beim Personal ist kein Thema. Seit Wiederaufnahme des Gästebetriebes im November 2018 nach energetischer Grundsanierung des Hauses ist die Belegschaft in ihrer Zusammensetzung nahezu unverändert.
Die Unterstützung der Gäste, die Beantwortung von Fragen, Rat für das Lösen persönlicher Probleme – das ist neben der Personalführung eine weitere wesentliche Aufgabe, der sich das Team täglich stellt.








Das Kernstück: die Küche! Die jüngste Küchen-Crew in ganz Oberwiesenthal - Durchschnittsalter 27 Jahre - kocht hier tagtäglich ab 7 Uhr. Und sie ernten täglich großes Lob – für die Vielseitigkeit der Salate, die schmackhaften Mahlzeiten, die Ideen für die Kindergerichte. Wenn´s Essen stimmt, ist viel gewonnen!

Innen - Sauberkeit und Funktionalität: Ab 6:30 Uhr wirbeln die Damen des Housekeepings als erste durch die Räume, sorgen für Sauberkeit und Ordnung. Schon seit Jahren bekommen sie von den Gästen besonderes Lob! Jetzt, zu Corona-Zeiten, werden alle öffentlichen Bereiche zusätzlich noch besonders desinfiziert. Viele Gäste kennen die vier Kräfte seit Jahren, denn sie sind praktisch Stammpersonal.


Das Drumherum: Spielzimmer und Bar, Bowlingbahn und Bastelräume, der Außenbereich Sonnenliegen, Kettcars, Tischtennis, Fußballtore, Volleyball- und Badmintonnetz, die Ausstattung von Bowlingbahn, Spielzimmern und Bibliothek erfordert den vollen Arbeitseinsatz der beiden Haustechniker. Und so „ganz nebenbei“ müssen die Rasenflächen und Gartenanlagen gepflegt werden. „Die Arbeit geht nie aus, ist aber mehr als abwechslungsreich“, ist das Fazit.


Was für die Zukunft geplant ist: „Wir sind jetzt zunächst mal gut aufgestellt“, meint Herold. Die Lüftung, Beleuchtung, Brandmeldeanlage und die Küche sind auf neuestem Stand. Die Bewertungen der Gäste zeigen, dass „Haus Wiesenthal“ sehr beliebt ist. Aber dennoch: Es gibt immer etwas zu verbessern, zu erneuern oder es müssen Anlagen an neue Vorschriften angepasst werden.
Und das Wichtigste: Tausende Gäste, ob Familien oder die Teilnehmenden an dienstlichen Vorhaben, fühlen sich hier wohl, verlassen Oberwiesenthal mit ein bisschen Wehmut und: Sie alle kommen gerne wieder!
Deshalb: Ein herzlicher Dank an das Team, das hinter den Kulissen im „Haus Wiesenthal“ arbeitet, kocht, organisiert und für die Gäste da ist!
Info
Im November 1972 als Ferienheim für das Erholungswesen der NVA eröffnet, wurde es nach der Wende zum größten Haus im Bundeswehr-Sozialwerk e.V. Rund 3.000 Gäste verbringen hier jährlich ihren Urlaub, nehmen an Tagungen und Seminaren teil oder erleben das Erzgebirge bei den Freizeiten für Menschen mit Beeinträchtigungen. Das Haus hat 83 Gästezimmer, Seminar- und Clubräume, Restaurant, Bar, Bowlingbahn und Spielezimmer. Ca. 10.000 m2 Außenfläche mit Spielfeldern, Spielplätzen, Außengrillplatz und Sonnenwiese sowie weitläufige Parkflächen werden ebenfalls bewirtschaftet und instandgehalten. Bastelräume, Skikeller, Wasch- und Trockenmöglichkeiten ergänzen die Anlagen und Einrichtungen.