50 Jahre CLIMS

01. Juni 2025 Bereich Nord Bereich Ost Bereich Süd Bereich West

Ein Beitrag zur Völkerverständigung

Im Jahr 2025 jährt sich der Zusammenschluss von Sozialwerken befreundeter Streitkräfte in Europa, kurz CLIMS genannt (Comité de Liaison International des Organismes Militaires Sociaux), zum 50. Mal. Am 22. April 1975 unterzeichneten Delegierte von den Gründungsnationen Frankreich, Belgien, den Niederlanden und Deutschland in Paris die Grundsatzakte, das „Protocole d’accord“, – die Geburtsstunde des CLIMS.

Das CLIMS hatte sich darin zum Ziel gesetzt, den Austausch von Urlaubsplätzen in der Jugend- und Familienerholung zu erweitern und multilateral zu fördern. Darüber hinaus wurde festgelegt, künftig auch gemeinsame Freizeiten insbesondere im Jugendbereich zu organisieren sowie gemeinsame soziale Aktionen für Familien und Jugendliche zu planen und durchzuführen. Eine Erhöhung der bislang angebotenen Ferienplätze sollte ebenfalls angestrebt und einvernehmliche Verfahren und Bedingungen erstellt werden.

Den Gründungsvätern war zudem wichtig, das CLIMS für ähnliche Organisationen anderer Länder offenzuhalten, um eine multilaterale Zusammenarbeit im großen Stil zu ermöglichen.

Zum ersten Präsidenten dieser in Europa einzigartigen Organisation wurde der damalige Bundesvorsitzende des Bundeswehr-Sozialwerks (BwSW), Oberstleutnant Hans Körber, gewählt, zum Vizepräsidenten sein belgischer Kollege Monsieur Rossignol.

Wie alles begann

Der Startschuss für die heutige Organisation fiel allerdings schon viel früher, denn das Fundament dafür wurde mit dem Élysée-Vertrag vom 22. Januar 1963 gelegt. Frankreichs Staatspräsident Charles de Gaulle und der deutsche Bundeskanzler Konrad Adenauer unterzeichneten im Élysée-Palast in Paris den Vertrag über die deutsch-französische Zusammenarbeit: das Symbol der deutsch-französischen Aussöhnung. In diesem Vertrag wurde unter anderem die Gründung eines Deutsch-Französischen Jugendwerks (DFJW) angekündigt, das am 5. Juli 1963 ins Leben gerufen wurde – die erste supranationale deutsch-französische Organisation.

Nur kurze Zeit später, man schrieb das Jahr 1964, beauftragte das Bundesministerium der Verteidigung das BwSW, einen Deutsch-Französischen Jugendaustausch von Familie zu Familie durchzuführen und einen Austausch von Familienerholungsplätzen zu organisieren. Noch im selben Jahr nahmen 118 Jugendliche beider Nationen sowie 17 deutsche und 44 französische Familien am bilateralen Austausch in Deutschland teil: Der Beginn der internationalen Aktivitäten des BwSW, die sich 1966 mit gemeinsamen Jugendlagern in Frankreich und Deutschland fortsetzte – unterstützt vom Deutsch-Französischen Jugendwerk.
Etwas zeitversetzt begannen in gleicher Weise Kooperationsgespräche mit den entsprechenden Organisationen der belgischen und der niederländischen Armee. Die britischen und amerikanischen Streitkräfte bekundeten ebenfalls ihr Interesse. In der Folge entwickelten sich gemeinsame Aktivitäten.

In Berchtesgaden fanden im Januar 1971 erstmals multilaterale Gespräche über die Bildung einer Arbeitsgemeinschaft für Jugend- und Familienerholung verbündeter Streitkräfte in Europa statt. Neben den späteren Gründungsnationen des CLIMS nahmen auch Vertreter der britischen und amerikanischen Streitkräfte daran teil. Grundsätzlich begrüßten die Delegationen die Bildung einer Arbeitsgemeinschaft sowie deren Aufgaben und Ziele, die sich vier Jahre später in der Grundsatzakte des CLIMS wiederfinden sollten. Beschlüsse wurden nicht gefasst, man wollte in nationalen Gremien darüber beraten.

Erste konkrete Schritte

Ein weiteres Arbeitsgespräch fand im September 1972 im bayerischen Altenstadt/Schongau während der XX. Olympischen Sommerspiele in der Bundesrepublik statt. Zwischenzeitlich hatten sich Deutschland, Frankreich, Belgien und die Niederlande schriftlich auf die Bildung sowie Aufgaben und Ziele dieser Arbeitsgemeinschaft verständigt. Die amerikanischen und britischen Streitkräfte bekundeten zwar weiterhin Interesse, begnügten sich aber aufgrund fehlender eigener Strukturen mit einer Beobachterrolle.

Einigung herrschte darüber, ein dauerhaftes Gremium zu schaffen, das die Partner untereinander näherbringt, gemeinsame Aufgaben koordiniert und die Verbindung zu den europäischen Institutionen hält. Die unterschiedlichen Organisationsstrukturen und Zuständigkeitsbereiche in den einzelnen Ländern erschwerten allerdings eine schnelle Lösung. So bemerkte der französische Delegationsleiter Barton dazu: „Gute Gedanken kommen im Schneckentempo heranmarschiert.“

Damit auch die Nationen, in denen andere soziale Strukturen und Zuständigkeitsregelungen herrschen, ebenfalls mitwirken können, wurde nicht wie angedacht eine Arbeitsgemeinschaft gebildet, sondern ein Verbindungsausschuss. Dieser „Verbindungsausschuss der militärischen Sozialbetreuungsdienststellen und Organe“, franz.: „Comité de Liaison des Organismes Militaires Sociaux“ (CLIMS), erhielt den Auftrag, ein Übereinkommensprotokoll zu erstellen. Darin sollte der internationale Ferienaustausch für Jugendliche und Familien, der Austausch von Informationen, durchgeführte Sozialbetreuungsprogramme sowie Mittel und Wege für eine gemeinsame Durchführung bestimmter Aufgaben und Programme geregelt sein.

Eine kleine Randnotiz zur Namensfindung dieser Organisation:
Das BwSW erreichte vor einigen Tagen ein Brief einer ehemaligen Kollegin, die von 1963 bis 1978 im heutigen Bereich „Jugend/Familie International“ tätig war. Die mittlerweile 100-jährige Margret Müller-Jostock berichtete, dass sie und ihre belgischen, niederländischen und französischen Kollegen viele Stunden benötigten, sich auf den Namen CLIMS zu einigen. Es sei nicht einfach gewesen, alle Eigenschaften, die diese Organisation ausmachen, in einem Oberbegriff zusammenzufassen, so Müller-Jostock.

Der Gründungsakt

Bis zum Gründungsakt am 22. April 1975 zogen aber noch einige Monate ins Land. Erst am 30. Januar 1975 wurde der abschließende Protokollentwurf den vier CLIMS-Gründungsnationen zur Zustimmung vorgelegt.

Am 22. April 1975 um 10:30 Uhr war es dann so weit: Im Maison d’enfants im rund 55 km nordwestlich von Paris gelegenen La Roche Guyon unterzeichneten die Delegationsleiter Monsieur Barton (Frankreich), Monsieur Rossignol (Belgien), Colonel Vader (Niederlande) und Oberstleutnant Körber (Deutschland) das „Protocol d’accord“ und gründeten damit das CLIMS. Aus ihrer Mitte wählten sie einstimmig Oberstleutnant Hans Körber zum ersten Präsidenten und Monsieur Rossignol zum ersten Vizepräsidenten.

Der Anfang war nicht einfach, aber die Grundsatzakte füllte sich langsam mit Leben. Einzelne Artikel des Protokolls wurden genauer definiert und spezielle Aufgaben daraus abgeleitet. So kam man beispielsweise überein, in gewissen Zeitabständen Zusammenkünfte durchzuführen, mit dem Ziel, bestimmte Maßnahmen zugunsten der von ihnen betreuten Personenkreise besser kennenzulernen und aufeinander abzustimmen.

Dies ist auch bis zum heutigen Tage so: Zweimal im Jahr – im Frühjahr und im Herbst – treffen sich Delegationen der Mitgliedsstaaten zum CLIMS-Meeting in einem der Mitgliedsländer. Vorzugsweise sollen diese in einer der eigenen Ferienanlagen stattfinden.

Mit den Jahren wurde der Jugend- und Familienaustausch intensiver, das Interesse anderer europäischer Nationen größer. So war es denn auch nur logisch, dass im Laufe der letzten Jahrzehnte neun weitere den Kreis der Mitgliedsstaaten auf 13 erweiterten:

  • 1990 Italien
  • 1992 Spanien
  • 1995 Polen
  • 1997 Tschechien
  • 1998 Ungarn
  • 2000 Portugal
  • 2003 Bulgarien
  • 2005 Rumänien
  • 2009 Griechenland

Einen Wermutstropfen gab es allerdings im Jahr 2015 zu verzeichnen. Aufgrund der Auflösung der niederländischen Stiftung „VAFAMIL“, eine der Gründungsorganisationen des CLIMS, nahmen deren Vertreter letztmalig im Herbst an einer gemeinsamen Sitzung teil. Seitdem besteht das CLIMS nur noch aus zwölf Nationen.

Mehr als ein halbes Jahrhundert internationale Jugendcamps

Nicht unerwähnt bleiben sollen das „International Youth Camp“ (IYC) und das „International CLIMS Camp“ (ICC). Dafür reisen wir in die Vergangenheit, zurück ins Jahr 1972, als der Jugendbetreuungsdienst der britischen Streitkräfte in Deutschland im dänischen Kolding das erste Internationale Jugendcamp, das „International Youth Camp“ (IYC) ins Leben rief. Ziel war es, junge Menschen im Alter von 15 bis 17 Jahren in einem zweiwöchigen Jugendcamp zusammenzubringen, wo sie in international gemischten Gruppen (getrennt nach Geschlecht) zusammenleben, ihre Freizeit gemeinsam gestalten und Verständnis und Toleranz füreinander entwickeln konnten.

Das Jugendcamp wurde jedes Jahr von einem der Unterzeichnerstaaten ausgerichtet. Zu ihnen gehörten die CLIMS-Nationen, aber auch die USA, Dänemark, Großbritannien und Norwegen. Ein „International Youth Camp Committee“ (IYCC) unter Leitung eines ranghohen Offiziers des britischen Heeres regelte die organisatorischen Vorbereitungen für jedes Jugendcamp. Ihm zur Seite standen ein Vertreter des Gastgeberlandes, der Leiter des Jugendcamps sowie Delegierte der jeweiligen Teilnehmerstaaten.

Nach mehr als 30 Jahren fand 2003 mit dem 32. IYC in Cedar Falls/Iowa in den USA das letzte Jugendcamp unter der Leitung Großbritanniens statt. Aufgrund von internen organisatorischen und verwaltungstechnischen Problemen wurde das IYCC und somit auch das Jugendcamp im Frühjahr 2004 bei einer gemeinsamen Sitzung in Rom aufgelöst.

Jede Trennung hat aber auch etwas Gutes. Rückblickend darf man auf fantastische 32 internationale Jugendbegegnungen, schöne Erinnerungen und tolle Freundschaften, die dabei entstanden sind, zurückschauen – also: Ziel erreicht! Fürs Erste.

Innerhalb des CLIMS war man sich schnell einig, dass dieses Camp unter CLIMS-Leitung und im „Geiste“ des IYC weiterhin stattfinden soll. Den Nichtmitgliedsnationen USA, Dänemark, Großbritannien und Norwegen wurde darüber hinaus das Angebot unterbreitet, dem CLIMS beizutreten. Aufgrund der nicht vorhandenen eigenen Strukturen scheiterte leider die Aufnahme dieser Länder.

So begann im Sommer 2004 eine neue Ära der internationalen Jugendcamps: Das erste „International CLIMS Camp“ (ICC) fand – so wie es die ursprüngliche IYC-Planung vorsah – im ostdeutschen Klietz statt. Da die Vorbereitungen weit fortgeschritten waren, durften sich 154 Jugendliche mit ihren 22 Betreuenden aus sieben Nationen auf 14 Tage Spiel, Spaß und Spannung freuen. Der Anfang war gemacht, mittlerweile blickt das CLIMS schon auf 21 ICCs zurück, wobei zwei aufgrund von Corona ausfielen und auf einen späteren Zeitpunkt verschoben wurden.

2024 fand das ICC in Griechenland in der Nähe Athens statt. Außer Ungarn nahmen elf CLIMS-Nationen mit rund 250 Teilnehmenden und 26 Betreuenden an dem 13-tägigen Camp teil. Für 2025 werden ähnliche Zahlen beim 22. ICC im August in Ungarn erwartet.

Wichtiger Beitrag zur Völkerverständigung

Das BwSW blickt in diesem Jahr auf sein 65-jähriges Bestehen zurück, das CLIMS auf 50 Jahre. Dass diese Verbindung so lange halten würde, hätte anfangs kaum jemand erwartet, aber erhofft. Zigtausende Jugendliche und Erwachsene haben in dem halben Jahrhundert des Bestehens des CLIMS viele Veranstaltungen und Angebote genutzt und benachbarte Länder und deren Menschen kennen und verstehen gelernt. Viele langfristige Freundschaften wurden geschlossen und Verständnis für andere bisher unbekannte Sitten und Gebräuche gewonnen. Allein im Jahr 2024 reisten laut Statistik mehr als 8.500 Personen aus CLIMS-Nationen in andere CLIMS-Länder. Auch das Bundeswehr-Sozialwerk profitiert von diesem internationalen Austausch, schließlich sind die eigenen Ferienanlagen begehrte Reiseziele der CLIMS-Partnerländer.

Somit kann mit Fug und Recht behauptet werden, dass das CLIMS einen kleinen, aber wichtigen Beitrag für das Zusammenwachsen Europas geleistet hat.

Text: BwSW